Und die Moral von der Geschicht...

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anni1609 Avatar

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Inhalt:
Im kleinen, beschaulichen Ort Corrigan, findet Jasper Jones, gemieden von den übrigen Einwohnern des Dorfes, die Leiche von Laura Wishart, Tochter des Bezirkspräsidenten. Er weiß sich nicht zu helfen und bittet Charles Bucktin, wohlerzogener Sohn eines ungleichen Ehepaares, um mithilfe bei der Aufklärung des Mordes.
Charlie, eher ein schüchterner und ängstlicher Typ, lernt im Zusammensein mit Jasper Jones ganz neue Seiten des Lebens kennen und tritt über seinen eigenen Schatten. Während der Ermittlungen geschehen viele Dinge, die sein Bild von der Gemeinde, den Einwohnern und auch von seinen Eltern, stark verrücken. Charlie gewinnt an Selbstvertrauen und wird zusehends mutiger.
Zudem nehmen die Ermittlungen im Laufe der Zeit eine ungeahnte Wendung an.
Beurteilung:
Der Roman spielt in Australien, im Jahr 1965. Der Autor lässt in die Handlung auch Sequenzen vom Vietnamkrieg einfließen, die er vor allem dafür nutzt, Querelen unter den Einwohnern in Corrigan zu erklären.
Craig Silvey lässt den Roman komplett aus der Sicht von Charlie wiedergeben. Dadurch ist der Bezug vom Leser zu dem kleinen Jungen Charlie von Beginn an gestärkt. Der Leser erlebt die Ängste hautnah mit, aber auch die Freuden im weiteren Verlauf des Buches. Zudem ist für den Leser die Entwicklung des schüchternen, stark verängstigten kleinen Junges, hin zu einem mutigen, sich für Andere einsetzenden jungen Mannes besser nachvollziehbar und gut miterlebbar.
Zu Beginn des Buches kam mir der Roman eher wie eine Geschichte über ein Abenteuer, dass zwei Jugendliche erleben, vor. Allerdings war die Brisanz dieses „Abenteuers“ natürlich deutlich höher, da es sich um eine tote Person handelt, weshalb Jasper und Charlie Ermittlungen anstellen. Im Laufe des Buches wird klar, dass der Autor sehr viel Gesellschaftskritik in diesem Roman versteckt hat. Besonders wichtig darzustellen schien ihm zu sein, dass man nicht zu viel von Vorurteilen halten sollte. Jeder sollte sich eine eigene Meinung machen und nicht zu stark dem Gruppenzwang erliegen und somit auch der Meinung einer Gruppe folgen.
Die beiden Hauptpersonen, Jasper Jones und Charles Bucktin, hat der Autor liebevoll gezeichnet. Obwohl Jasper in der Gemeinde Corrigan als Aussätziger behandelt wird, schließt ihn der Leser doch relativ schnell in sein Herz. Bei Charlie erfreut sich der Leser während der gesamten Handlung über seine große Entwicklung. Von Beginn an ist klar, er hat ein großes Herz, allerdings zunächst kaum Mut, um für seine Ansichten einzustehen. Der beste Freund von Charlie, Jeffrey Lu, hat darüber hinaus auch eine große Bedeutung für die Handlung. Er ist zwar nicht in das Geheimnis zwischen Charlie und Jasper eingeweiht, ist aber in Bezug auf seinen überaus großen Mut und sein starkes „Fell“ stets ein Vorbild für Charlie. Diese Freundschaft zwischen diesen beiden Jungen ist mir als Leser direkt ans Herz gegangen. Beide profitieren voneinander und haben viel Spaß zusammen.
Der Autor schreibt in einem flüssigen, aber durchaus nicht ganz leichtem, Stil. Er verwendet viele Fachbegriffe vom Cricket, die aber in einem Glossar am Ende des Buches erläutert werden. Zudem verwendet er eher längere, ausuferndere Sätze. Häufig sind die Ausführungen eher langatmig. Die Kapitellänge ist sehr unterschiedlich, in meinen Augen gab es zu wenige Absätze. Dadurch sind Lesepausen eher schwierig einzulegen, bzw. ist der Wiedereinstieg nicht ganz leicht.
Die Dialoge zwischen den Handlungspersonen waren die Highlights, da diese stets voller Witz und Spannung waren.
In der Handlung gab es zum Ende hin eine sehr spannende Wende, die der Leser nicht vorausahnen kann. Diese erhöhte die Spannung ungemein bereitete zum Ende hin nochmals großes Lesevergnügen.
„Wer hat Angst vor Jasper Jones“ von Craig Silvey ist am 01. Septemberg 2012 im rororo Verlag erschienen. Der Roman besteht aus 416 Seiten und ist im Hardcover, mit zusätzlichem Umschlag, ausgeliefert worden. Informationen über den Autor sind am Umschlag angebracht.
Fazit:
„Wer hat Angst vor Jasper Jones“ hat mich zum Lesen sehr viel Mühe und Zeit gekostet. Zu Beginn hatte ich Probleme, mit in die Handlung hineinzufinden. Ich empfand die Ausführungen vom Autor häufig als zu langatmig. Die Beschreibungen der Gedanken der einzelnen Handlungspersonen waren teils zu ausführlich.
Im letzten Drittel des Romans hat die Handlung nochmals an Fahrt aufgenommen und hat mich wirklich begeistert. Somit gab es einen versöhnlichen Abschluss.
Der Inhalt der Handlung allerdings, ist genial. Der Autor verurteilt voreingenommenes Denken, zu voreilige Schlüsse und vor allem Vorurteile. Die Moral dieses Romans ist wirklich sehr hoch.
Deshalb gibt es von mir durchaus eine Leseempfehlung, der Leser sollte sich aber auf längere Lesestunden einstellen und sich Zeit dafür nehmen. Dieser Roman ist keine Lektüre für zwischendurch.