Die Suche nach Mr Satoshi und sich selbst

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hannelore259 Avatar

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Nach dem Tod seiner an Demenz erkrankten Mutter findet Robert Foss ein Päckchen, adressiert an Mr Satoshi.
Dieses Päckchen zusammen mit einigen Briefen stellen ihn vor eine große Frage, wer ist Mr Satoshi?
Warum hat seine Mutter nie über ihn gesprochen?
Gibt es noch mehr Geheimnisse, die seine Mutter ihm vorenthalten hat?
Getrieben von diesen Fragen, macht sich der schwer vom Leben gezeichnete, mit großen Ängsten behaftete Foss auf den Weg ins schrille Japan.
Dort geht er mit der zufälligen Bekanntschaft Chiyoko auf die Suche nach der Vergangenheit und entdeckt eine Geschichte, die er sich so nicht vorgestellt hatte.

Wenn es vor allem etwas gibt, was in diesem Roman heraussticht, dann ist es die wundervolle, poetische Sprache.
Jonathan Lee erschafft mit seinem Schreibstil tolle Bilder.
Man fühlt sich sofort gefangen von seiner Art eine Situation zu beschreiben.
Die Protagonisten sind authentisch gezeichnet und man fühlt sich trotz angeschlagener Psyche von Foss mit ihm verbunden. Chiyoko bildet den Gegensatz zu ihm. Sie und ihre forsche, ungezwungene Art holen ihn aus seiner Lethargie.
Ich mochte die Entwicklung, die Foss im Laufe der Handlung durchmacht sehr.
Seine Gedankengänge sind auf faszinierende Art und Weise nachvollziehbar, egal ob in einer seiner Panikattacken oder von Tabletten benebelt.

"Mein Innerstes verflüssigte sich, ein Gefühl zwischen Diarrhö und Orgasmus. Ein Blitz von Porzellanweiß. Eine Technicolor Explosion.Unkontrollierbar.
Zu hastig drehte ich den Hahn auf. Von dem Strahl barst mir ein Splitterhagel von Erbochenem ins Gesicht." S.94

"Er war also zurückgekommen. Dieser Gedanke verstopfte meinen Kopf, als ich aus Daisukes gelben Toyota Yaris stieg, einem Wagen, der wie ein abgelutschtes Zitronenbonbon aussah." S.170

" Also. So hatte Mum auch immer Themenwechsel eingeleitet...Ein leuchtfarbenes Wort, das grell in gemütlich schummrige Gespräche platzte."

Auch das Ende des Romans hat für mich das ganze Bild noch mal abgerundet. Man ist nach dem Lesen rundherum zufrieden und trotz der zeitweilig melancholischen Geschichte glücklich beseelt.
Jonathan Lee hat mir mit diesem Roman ein wahres Lesevergnügen verschafft.