Manchmal ist das Ende ein neuer Anfang

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jesssoul Avatar

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Normalerweise schreibe ich ja immer eher auf sachliche Art Rezensionen, aber bei diesem Buch muss ich eine Ausnahme machen, denn ich weiß gar nicht so richtig, wo und wie ich anfangen soll. Zuallererst muss ich zugeben, dass ich ein Faible für Japan habe und das nicht erst, seit ich Murakami für mich entdeckt habe. Es ist aber eher das Interesse an Geschichte und Tradition, da mir die Moderne hier doch ein bisschen zu viel des Guten ist. Oder besser war, bis ich dieses Buch gelesen habe. Foss, der Protagonist dieses Buches, ist Photograph, und noch dazu einer, der richtig gut ist und sogar schon für die Vogue photographiert hat (was ja heutzutage der Erfolgsbeweis schlechthin ist), er hat aber aufgrund seiner Agoraphobie schon lange nicht mehr die Kamera in die Hand genommen. Von den Tantiemen für frühere Arbeiten kann er ganz gut leben oder sagen wir eher überleben, denn den ganzen Tag allein in den eigenen vier Wänden zu hausen und nur ab und zu die demente Mutter zu besuchen, ist nicht wirklich ein Leben. Als er eines Tages wieder zu Besuch bei seiner Mutter ist, stirbt diese plötzlich und hinterlässt Foss ein Päckchen, das unbedingt an einen ominösen Mr. Satoshi übergeben werden soll. Foss selbst hat keine Ahnung, wer dieser Mr. Satoshi ist und was in dem Päckchen sein könnte. Nur die beste Freundin seiner Mutter weiß ein bisschen was über ihn und stachelt Foss auch immer weiter an, das Päckchen tatsächlich zu übergeben und sich dazu auf die Suche nach Mr. Satoshi zu machen. Und auch sein Agent sitzt ihm ständig im Nacken, weil er neue Photos haben will. Also trifft Foss kurzerhand und sich selbst überrumpelnd den Beschluss, sich auf den Weg nach Japan zu machen. Und was er da erlebt, kann man nur als die Reise seines Lebens bezeichnen. Denn er erfährt nicht nur viel mehr über seine Mutter und deren Leben, sondern er schafft es endlich auch, seine eigene Vergangenheit zu verarbeiten und damit seine ihn ständig begleitenden Ängste abzuschütteln. Ganz alleine hat er dies aber nicht geschafft, denn gleich zu Beginn seiner Reise lernt er die Studentin Chiyoko kennen, die nicht nur ihn, sondern auch uns Leser ganz geschickt in das moderne Japan einführt und ein ganz unverzichtbarer Teil dieser tollen Geschichte ist.
Mir hat das Buch absolut super gefallen und es wird noch lange in meinem Gedächtnis bleiben, nicht zuletzt deshalb, weil der Autor mit dieser Erzählung eine außerordentliche Menschenkenntnis und Beobachtungsgabe beweist, die er auch noch sehr schön literarisch verpackt, sodass einem gar nichts anderes übrig bleibt, als dieses Päckchen anzunehmen, zu öffnen und den Inhalt für immer zu behalten :-)