Cassie überzeugt, die Handlung eher nicht

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jules&jude Avatar

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3.5/5

Cassie hatte immer geglaubt, dass ihre Eltern bei einem tragischen Autounfall ums Leben kamen. Wie sich herausstellte, saß ihr Vater über ein Jahrzehnt im Gefängnis, weil er ihre Mutter in einem betrunkenen Wutanfall zu Tode geprügelt hatte. Erst nach einem Schlaganfall enthüllte ihre Großmutter der erwachsenen Cassie schließlich die Wahrheit. Sie hat gute Erinnerungen an ihre Eltern. Vor allem an ihren Vater. Deshalb ist die wahre Geschichte hinter dem Tod ihrer Mutter und der Inhaftierung ihres Vaters ein großer Schock für sie und löst sehr gemischte Gefühle bei ihr aus. Und in all der Zeit, seit ihr Vater entlassen wurde, hat er sich nie bei ihr gemeldet. Bis jetzt. Er hat immer seine Unschuld beteuert. Aber jetzt liegt es an Cassie, ob sie auf ihn hören will oder nicht.

Die Prämisse des Thrillers klang vielversprechend, doch leider konnte mich das Buch nicht restlos begeistern. Die Stärke des Buches sind auf jeden Fall der gute und eingängige Schreibstil, man fliegt förmlich durch die Seiten sowie die gut gezeichneten Charaktere, besonders die Protagonistin Cassie gefiel mir gut. Obwohl sie in keiner Weise typisch ist, ist sie durch ihre Freundlichkeit und ihren Respekt vor den Toten wirklich liebenswert. Mir gefällt auch die Tatsache, dass sie die Gedanken der Toten hören kann, auch wenn ich beim Lesen das Gefühl hatte, dass das Potenzial hier nicht vollständig ausgeschöpft wird. Positiv ist auch die Liebe zum Detail bei Beschreibung von Cassies Arbeit in der Gerichtsmedizin anzumerken. Die Fülle anschaulicher Leichenbeschreibungen und anatomischer Details zeugt von der umfassenden Recherche der Autorin.

Probleme habe ich vor allem mit der Handlung. Zu Beginn kommt nur wenig Spannung auf und die Geschichte zieht sich etwas, auch wird viel Nebensächliches zu ausführlich behandelt, was dann aber immerhin zum Schluss besser wird. Außerdem gibt es inhaltlich einige Stellen, bei denen ich beim Lesen mit den Augen rollen musste, da durch sie meiner Meinung nach die Geschichte nur unnötig dramatisiert wird, wodurch ihr etwas von ihrer Glaubwürdigkeit genommen wird. Auch konnte ich nie wirklich eine emotionale Nähe zu den Charakteren aufbauen.

Insgesamt ist „Wer mit den Toten spricht“ ein kurzweiliger Thriller mit einer außergewöhnlichen Protagonistin und interessanter Prämisse, jedoch inhaltlich etwas langatmig und teils mit Schwächen.
Da dieses Buch so viel mit Cassies Familie zu tun hat, funktioniert es auch gut als Standalone und es ist einfach als Neuling in die Serie und in das Buch einzutauchen.