~~~ Der arme Hamster ~~~

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Die Serie


"Wer Wind sät" ist nun schon der fünfte Band der Reihe rund um das Ermittlerteam Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein.

Die Serientitel der Bücher:


Eine unbeliebte Frau
Mordsfreunde
Tiefe Wunden
Schneewittchen muss sterben
Wer Wind sät

Der Inhalt


Pia Kirchhoff ist gerade mit ihrem Freund vom Urlaub zurückgekommen und befindet sich noch auf dem Flughafen in Frankfurt, als ihr Chef Oliver von Bodenstein anruft. Der Nachtwächter der Windkraftanlagenfirma in Kelkheim liegt tot im Treppenhaus. Da dies schon einige Tage her ist und die Temperaturen sommerlich hoch, riecht es schon sehr nach Verwesung. Ein toter Hamster liegt auf dem Schreibtisch des Chefs der Firma. So ein geplanter Windpark ist doch eine tolle Sache, denkt man und versteht nicht, warum sich immer mehr Gegner zu einer Initiative zusammen finden. Als es noch einen 2. Toten gibt, wird die Sache immer gefährlicher und der Stein gerät ins Rollen und aus dem Takt. Bei einem Pressetermin wird der Chef der Windkraftanlagen verbal fertig gemacht, der Hass wird geschürt und daraus entsteht eine Massenpanik. Das ist aber nicht das einzige Problem, denn Oliver von Bodenstein verliebt sich in eine Tatverdächtige.

Meine Meinung

Das Buch besteht aus vielen Handlungssträngen, wo man sich erst reinfinden muß. Ich kannte diese Serie nicht und stieg gleich mit Band 5 ein. Vielleicht viel es mir deshalb schwer, mich zurechtzufinden in dem Dickicht von Problemen und Anspielungen auf die anderen Serienteile. Es wäre wohl besser, wenn man mit Band 1 anfängt.

So habe ich mich bei den ersten 150 Seiten öfter mal gefragt, ob ich das Buch wirklich bis zum Ende durchlesen soll. Bei über 550 Seiten ist dies auch ein großer Zeitaufwand.

Ständig wurde von anderen und neuen Leuten erzählt und ich hatte den Eindruck, hier hat niemand was mit dem anderen zu tun. Daher fand ich es langatmig, bis die verschiedenen Handlungsstränge zusammengeknüpft wurden.
Nele Neuhaus hat irgendwie zu viel in das Buch reingebracht. Zu viele Begebenheiten, Charaktere und auch den Geiselnehmer, was zweifellos der Höhepunkt des Buches ist. Es ist total unglaubwürdig, was in diesem Buch alles passiert.

Der Stil der Autorin ist nicht platt, frech und niveaulos, wie bei Janet Evanovich. Ihr Stil ist dann doch hochwertiger. Sie macht auch manchmal recht lange Sätze, die man manchmal 2 mal lesen muss, um zu verstehen, was sie nun sagen wollte.

Lokalkolorit bringt sie aber in das Buch mit einigen hessisch sprechenden Menschen oder manchmal mit der Nennung von Orten und Landschaften. Dies fand ich noch ein positiver Aspekt.

Die Fahrt ins Schwabenland ist genau so, wie von jemanden, der dort noch nie war. Die Route ist absolut bescheuert, ich kenne niemanden, der so fahren würde.

Sie nimmt die falsche Autobahn und auch über die Schwäbische Alp lässt sie den Helden der Geschichte seltsam fahren. Da würde ich der Autorin, dem Verlag und auch der Korrekturleserin mal eine Fahrt ins Ländle von Frankfurt oder dem Taunus aus empfehlen. Das gibt für die wohl sehr überraschende Abweichungen von ihrer Fahrtroute. Das ganze ist auch sehr lieblos geschildert und der Besuch in Zürich ist so, dass man weiß, dass die Autorin noch nie da war. Da ist das mit dem Lokalkolorit total in die Hose gegangen.

Das Buch fand ich jetzt nicht so spannend, wie die Krimis von Steven King. Manchmal dachte ich, dass Oliver von Bodenstein ein schlechter Wallander Verschnitt ist. Zumindest, weil er dringend zu der Hochzeit bei seiner Familie musste und dann von seiner Frau geschieden war. Irgendwie hat mich das und auch sein Tun und Handeln an den schwedischen Kommissar erinnert.
Das Duo Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein fand ich jetzt aber durchaus interessant. Es erinnert an Tatorte. Aus den beiden könnte man aber mehr herausholen. Pia ist geschieden und kommt dienstlich noch oft mit ihrem Mann zusammen. Seine Freundin/nachher Frau ist ihre beste Freundin, die sie in der Not tröstet. Das ist unglaubwürdig, niemand würde so was in Wirklichkeit tun. Man merkt, das ist einfach ein Buch und realitätsfern, während die Probleme mit der Klimapolitik doch schon viel Realität beinhalten.

Schön finde ich, dass sich Pias Wohnproblem löst, allerdings war das voraussehbar. Ihre Probleme mit ihrem Partner Christoph werden sicher für weiteren Buchfüllstoff sorgen. Er ist irgendwie so stereotyp und langweilig, dann wieder überraschend sympatisch.

Die Liebesgeschichte von Pias Chef und den Sex in dem Buch kann ich mir nur noch mit Sex sells erklären. Vor allem, wie das ganze dann ausgeht, gefällt mir dann doch nicht. Schade, dass Pia recht hat. Oder doch nicht? Leider ist das Ende recht offen und man hofft die ganze Zeit. Manchmal denke ich, klar lässt die Autorin hoffen, denn sie möchte noch mehr Bücher der Serie verkaufen. Für Fans sicher ein Grund weitere Fortsetzungen zu kaufen.

Es gibt zu viele Themen, wie z. B. die Globale Erwärmung, erneuerbare Energie, Umweltaktivisten, Massenpanik, sexueller Missbrauch an Internaten, Geiselnehmer und natürlich Korruption. Das sind einfach zu viele Themen, fand zumindest ich und die hätte man einfach mehr ausarbeiten müssen. Einiges wurde nur gestreift, wie z. B. der Missbrauch obwohl gerade das ein wichtiges Thema gewesen wäre und zu einem spannenden Höhepunkt des Buches sorgt. Insgesamt gab es einfach zu viele Klischees und Nebensächlichkeiten.

Cover


Selten schreibe ich über Büchercover. Dieses fand ich sehr passend, denn es passt zur Serie, farblich und den Blutspuren. Ein Rabe spielt auch eine Rolle in dem Buch und dass er auf einem Strommast sitzt, wo man ja für Windenergie ist, ist wirklich perfekt. Wozu die Umschlagklappen sind, konnte ich nicht herausfinden, denn die sind bei dem dicken Buch nur am Anfang und am Ende benutzbar. Das Buch war neu und ist jetzt rundgelesen mit einigen Falten am Rücken, weil ich nach einem Lesezeichen suchen musste. Es ist auch nicht gerade leicht und für Menschen, die am Armgelenk Probleme haben, ist dieses Buch nur mit Pausen zu lesen.

Fazit


Einen Stern ziehe ich ab, für die zu vielen und komplizierten Handlungsstränge, wer sich dann aber zurecht gefunden hat, für den lohnt sich dann das weiterlesen. Auch wenn immer wieder die Spannung fehlt, was ich für einen Krimi wichtig finde. Der zweite Sternabzug ist für die Fahrt ins Ländle und nach Zürich, denn das ist utopisch, realitätsfern und beweist, dass die Autorin nie da war oder ein schlechtes Gedächtnis hat. Allerdings werde ich die anderen Bücher nur lesen, wenn sie mir zufällig in die Hände fallen. Gezielt werde ich nicht nach ihnen Ausschau halten. Das ist jetzt aber nicht negativ gemeint. Nach 50 Seiten Milchgeld hatte ich erst mal genug. Aber dann bekam ich die anderen Bücher der Klufti-Autoren und nun bin ich ein großer Fan von ihnen. Wer weiß, ob Nele Neuhaus nicht auch mal ganz oben auf meiner Lieblingsautorenliste steht. Mit 3 Sternen bekommt das Buch aber dennoch eine gute Empfehlung von mir.