erntet mehr als er erwartet

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In einer Firma für Windenergie wird der Nachtwächter tot aufgefunden. Augenscheinlich ist er die Treppe herunter gefallen. Für Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein scheint es ein leichter Fall zu sein. Als jedoch wenig später der ansässige Förster erschossen wird und abermals die Verbindung zu WindPro besteht, beginnen die Ermittlungen, den Täter schnellstens zu finden.

 

Als erstes fällt bei diesem Buch auf, dass es im Format etwas größer ist als seine Vorgänger. Die 550-seitige Klappbroschur ist zusätzlich mit einem Lesebändchen ausgestattet. Nachdem Schneewittchen muss sterben letztes Jahr auf allen Bestsellerlisten ganz oben verzeichnet war, wollte man wohl auch das Erscheinungsbild aufwerten. Allerdings fordert der Verlag so auch gleich 5 Euro mehr.

 

Nele Neuhaus hat bereits viermal bei dieser Serie bewiesen, dass Regionalkrimis überaus spannend sein können. Auch in diesem fünften Fall um das Ermittlerteam aus dem Taunus zieht sich der Spannungsbogen durch das ganze Buch. Wieder wurde ein aktuelles Thema aufgegriffen und eine kriminelle Handlung drumherum gestrickt. Alternative Energien ist derzeit in aller Munde und so ist es durchaus vorstellbar, dass Firmen damit auch auf „alternativen“ Wegen das große Geld machen wollen. Plausibel und in logischer Reihenfolge werden nun die Handlungsstränge um Befürworter und Gegner des Windparks beschrieben. Dabei wird fast jeder einmal zum Verdächtigen, um ihn dann ein Kapitel weiter, wieder zu entlasten. So hält sich die Spannung fast bis zur letzten Seite.

 

Die Autorin zeichnet ihre Charaktere vielschichtig, gibt ihnen Ecken und Kanten und stattet sie zusätzlich mit alltäglichen Pflichten aus. Wie im richtigen Leben haben sie nicht nur einen Beruf, sondern auch ein Privatleben. Der potentielle Mörder ist nicht nur böse, sondern kümmert sich vielleicht auch liebevoll um seine Familie. Der psychologische Aspekt hinter der Handlung zeigt die andere Seite der Medaille und weckt damit beim Leser auch immer eine gewisse Empathie. Unvorhergesehene Wendungen im Fall, von Zeit zu Zeit einfließende Enthüllungen und ein flüssiger Erzählstil erhöhen den Lesegenuss. Krimifans können die Bücher auch ohne Kenntnisse der Vorgänger lesen. Die Entwicklungen der Hauptcharaktere werden bei Bedarf kurz wiederholt, sodass ein Quereinsteiger keine Mühe hat, die Ereignisse zuzuordnen.

 

Wer sich allerdings auch für das Privatleben der Protagonisten interessiert, sollte auf jeden Fall die Reihenfolge einhalten. Gerade dieser Teil endet dermaßen offen, dass für die Fortsetzungen sämtliche Möglichkeiten in Betracht kommen. Ob mir die angedeuteten Veränderungen im K11 gefallen, weiß ich noch nicht. Zumindest freue ich mich auf ein Wiedersehen mit Pia und Oliver.