Keine Windräder im Taunus...

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_Nele Neuhaus steht schon seit langem für spannende Taunuskrimis, die oftmals nahe ihres Heimatortes Sulzbach spielen. In ihrem neuen Buch "Wer Wind sät" weicht sie von diesem Schema ab und wählt einen zweiten Handlungsort: Berlin. Außerdem erhält Pia Kirchhoff neue männliche Unterstützung: Cem Altunay, der ihr als Ermittler zur Seite steht und mich an den Hamburger Tatort-Kommissar Cenk Batu erinnert hat. Die beiden Kollegen werden zu einem Tatort gerufen, wo sie die Leiche des Nachtwächters Rolf Grossmann vorfinden, dieser hatte für die Firma "Windpro" gearbeitet, ist aber auch mit der Familie des Besitzers verbunden. Gleichzeitig erfährt man als Leser von der Initiative "Keine Windräder im Taunus", die massiv Stimmung macht und deren Vorsitzender Jannis Theodorakis der Inhaber des "Tierparadieses" ist. Und dann ist da noch Bettina Eisenhut, der an einem Silvesterabend übel mitgespielt wurde und die jetzt im Wachkoma liegt. Natürlich geht es auch im Privatleben des Ermittlerduos Bodenstein und Kirchhoff voran. Pia kommt gerade aus dem Urlaub mit ihrem Freund Christoph (den man seit dem Band "Mordsfreunde" kennt) und Oliver verliebt sich in eine scheinbar Verdächtige._

Erneut nimmt sich die Autorin Zeit, ihre hessischen Figuren und Schauplätze genau zu beschreiben und widmet sich innerhalb dieser ländlichen Handlungsorte "fast nebenbei" noch mehreren brisanten gesellschaftlich und politisch aktuellen Themen gleichzeitig: erneuerbare Energien, Bürgerbewegungen, Klimaprognosen, Lokalpolitik und Lobbyisten. Sie schafft es, ein komplexes Bild einer hessischen Kleinstadt mit ihren angrenzenden Gemeinden zu kreieren und erzählt ihre Geschichte in einem unaufgeregten, flüssigen Tonfall, dennoch schafft sie es, den Leser zu fesseln und für gute Krimiliteratur mit Lokalcolorit zu sorgen (immer wieder gibt es z.B. lustige lautsprachlich abgeruckte hessische Einwürfe).

An manchen Stellen hätte ich mir (wie schon bei "Schneewittchen muss sterben") aufgrund der hohen Anzahl an vorkommenden Protagonisten ein Personenregister zu Beginn des Buches gewünscht, in dem man nochmal nachschlagen kann. Denn zu Beginn steigt man aufgrund der vielen Dorfbewohner und ihrer Verflechtungen untereinander teilweise nicht immer sofort durch.

Bisher habe ich alle Nele Neuhaus Krimis begeistert gelesen, die sie früher schon selbst übers Internet vertrieben hat. Dieser neue Fall hat mich erneut gut unterhalten, was sie Autorin selbst als ihre Hauptintention benennt. Bei diesem Fall ist ihr das jedenfalls wieder einmal gelungen!