Sturm erntet, wer Wind sät

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maxibiene Avatar

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Pia Kirchhoff ist noch nicht wieder richtig in Deutschland gelandet, da klingelt auch schon ihr Telefon und das während der Zollkontrolle. Oliver von Bodenstein bittet sie zu einem Tatort zu fahren, an der eine männliche Leiche gefunden worden ist. Er selbst kann wegen der stattfindenden Trauung seines Sohnes nicht kommen. Völlig überstürzt und überrumpelt fährt Pia zu der Firmenadresse und findet den ziemlich verwesten Toten vor, der kein anderer ist, als der dort angestellte Nachtwächter. Dem ersten Anschein nach, handelt es sich um einen Unglücksfall, denn ist offensichtlich, dass dieser von der Treppe gestürzt ist. Doch schon bald wird klar, dass es sich um Mord handeln muss, denn die Spuren des Toten führen über den Geschäftsführer der Firma WindPro zu einer Bürgerinitiative und zu einem weiteren Mord.

Was hat sich da Nele Neuhaus nur für ein interessantes und umfangreiches Thema ausgesucht. In Zeiten des Klimawandels und der Erschließung von erneuerbaren Energien wagt sie sich in die Weiten dieser Sphäre, die zum einen unerschöpflich ist und zum anderen über Macht und Geld regiert.
Nach ihrem letzten Krimi „Schneewittchen muss sterben“ hätte ich niemals gedacht, dass sie noch einmal an so einem hohen Niveau eines Krimis, der spannend und absolut fesselnd war, heran reichen würde. Doch ich durfte mich auch dieses Mal wieder positiv überraschen lassen.
Es scheint schon das Markenzeichen von Nele Neuhaus zu sein, mit vielen wechselnden Handlungssträngen zu beginnen und ihre Story auch aus verschiedenen Perspektiven der Protagonisten zu erzählen, die anfangs nacheinander eingeführt werden, zum Teil auch etwas Verwirrung mit sich bringen, aber jede Menge Potential aufweisen. Und dieses schöpft die Autorin bei ihrer charakterlichen Beschreibung der Figuren auch voll aus. Sie wirken authentisch und wirklichkeitsnah. Die unterschiedlichen Charaktere erzeugen zudem die richtigen Emotionen, sodass man sich in die Figuren gut hinein versetzen kann.
Egal ob es sich dabei um die Ermittler des K11 handelt oder um die vielen potentiellen Mordverdächtigen. Mit der Verstärkung des neuen Ermittlers Cem Altunay bekommt das K11 einen sympathischen, aber nicht aufdringlichen jungen Mann, der Pia Kirchhoff und seinen Chef Oliver von Bodenstein voll unterstützt. Doch dieses Mal gerät der Chef des K11 von Bodenstein in das Visier nicht nur seiner Vorgesetzten sondern auch in das der Verbrecher. Schließlich hat Pia dann die ganze Katastrophe auszubaden, zumal sie mit den Ermittlungen von zwei parallel laufenden Mordfällen kaum vorwärts kommt. Es scheint, als treten sie auf der Stelle, doch dies ist nicht zuletzt den ganzen Lügengeschichten der Verdächtigen geschuldet.
Nach und nach entwirrt sich jedoch das ganze Lügenkarussell und artet schließlich noch zu einem großen Dilemma aus.

Mit „Wer Wind sät“ hat mich Nele Neuhaus voll auf begeistert, denn dieser Krimi hat alles was er braucht. Immer wieder schön finde ich es auch, wie sich die bekannten Protagonisten weiter entwickeln, denn das macht das Ganze noch viel reizvoller zu lesen, wenn man auch hinter die privaten Türen der Ermittler schauen kann.
Viel interessanter finde ich jedoch, dass man sich während des Lesens dieses Krimis mit dem Problem der Erneuerbaren Energien und damit verbundenen Folgen und Einschränkungen befasst und auseinander setzt und so manches Mal selbst in Zweifel gerät. Gerade aus diesem Grund konnte man die vielen Handlungen der Protagonisten nachvollziehen, selbst wenn man sich oftmals gefragt hat, was man an deren Stelle getan hätte.