Vielleicht einen Hauch zuviel von allem - aber immer noch große Klasse

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laberladen Avatar

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Darum geht’s:

Der Nachtwächter der Firma WindPro wird am Morgen tot aufgefunden. Ist er einem Einbrecher in die Quere gekommen? Schnell stellt sich heraus, dass die Firma einen Windpark in der Nähe errichten möchte, aber die örtliche Bürgerinitiative vehement dagegen ankämpft. Der Besitzer einer strategisch wichtigen Wiese verweigert den Verkauf und es dauert nicht lange, bis sich die Ereignisse zuspitzen. Inmitten dieser Auseinandersetzungen versuchen Kirchhoff und Bodenstein, eine Mordermittlung zu führen. Bis Bodenstein auch noch persönlich darin verwickelt wird.

So fand ich’s:

Bodenstein & Kirchhoffs fünfter Fall

Eines haben die Bücher von Nele Neuhaus gemeinsam: Sie sind ziemlich gehaltvoll, sowohl was die Anzahl der Seiten, als auch die Anzahl der handelnden Personen angeht. Auch diesmal wirken wieder so einige Akteure mit, die unbedingt diesen Windpark haben wollen oder alles daran setzen, ihn zu verhindern – oder gar ihr eigenes Süppchen kochen und sich der Befürworter und Gegner nur bedienen. Die anfangs so klaren Fronten verwischen zusehends.

In diesem Band bröckelt die allzeit distinguierte, perfekte Fassade von Oliver Bodenstein ganz ordentlich. Private und berufliche Ereignisse erschüttern ihn ziemlich und lassen ihn in der Krise auf einmal viel menschlicher erscheinen, was mir ausgezeichnet gefällt. Pia gefällt zwar gar nicht, dass sie von ihrem Chef mit allem alleine gelassen und dadurch auch die zarte Freundschaft der beiden auf eine harte Probe gestellt wird, bekommt so aber eine tolle Gelegenheit zu beweisen, was sie selbst drauf hat.

Deshalb fand ich in diesem Band tatsächlich die persönliche und private Seite der beiden Ermittler spannender als in den Vorgängerbänden und sie hat mir auch mehr zugesagt als der eigentliche Mordfall. Der war schon auch zum Mit-Ermitteln geeignet und hat mich gut unterhalten, aber durch die vielen verschiedenen Motive der Verdächtigen, die alle irgendwie nichts mit einander zu tun hatten, aber dann doch in der gleichen Katastrophe zusammenliefen, war das für meinen Geschmack ein Hauch zuviel von allem. Gemeckert wird hier aber auf hohem Niveau und deshalb recke ich auch für „Wer Wind sät“ den Daumen nach oben.