Wer Wind sät

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Das der Arbeitsalltag schneller wieder da ist als einem lieb sein kann, ist Kriminalkommissarin Pia Kirchhoff bewusst, aber gleich in der Abfertigungshalle des Flughafens von ihrem Boss Oliver von Bodenstein erwischt zu werden ist schon hart. Es gibt einen Toten in einer Fabrik für Windkraftanlagen. Der Tote ist Wachmann mit fragwürdiger Arbeitsmoral. Sein Tod wird anscheinend nur vom Chef bedauert, der Rest der Belegschaft lässt kein gutes Haar an dem Verschiedenen. Am Tatort ist schon Cem Altunay, der Neue, der ab sofort das Team  um Bodenstein verstärkt.

Ihre Ermittlungen wurden gerade aufgenommen, als ein zweiter Toter, diesmal eindeutig durch Fremdverschulden umgekommen, aufgefunden wird. Der war brisanter Weise Vorsitzender einer Bürgerinitiative, die den Bau eines Windparks im Taunus verhindern will. Bauherr dieser Anlage soll die Firma des toten Wachmanns, WindPro, sein. Schnell stellt das Team Zusammenhänge her. Bodenstein wird ganz unfreiwillig ebenfalls in die Auseinandersetzungen der verbitterten Gegner hineingezogen, war der Tote doch ein langjähriger Freund seines Vaters.

 

Der Versuch der Autorin die Schlagworte Klimawandel und Klimaschutz zweidimensional darzustellen, d.h. ein bisschen Wahrheit in die heutigen Debatten und Hysterien hinsichtlich der Erderwärmung zu bringen, hat mir sehr gefallen.

Nele Neuhaus Roman zeichnet ein flüssiger, umfangreicher und stellenweiser spannender Schreibstil aus. Trotzdem bin ich von ihrem neuen Krimi nicht überzeugt, das mag mitunter an den wirklich vielen Tatverdächtigen, an den vielen parallel verlaufenden Handlungssträngen und an den teilweise haarsträubenden Verhaltensweisen der Hauptprotagonisten liegen. Das empfinde ich mehr als Wirklichkeitsfern. Da werden Bestechungsversuche unterschlagen, dringend Tatverdächtige aus falschem Heldenmut versteckt das geht bis hin  zur Dienstverweigerung ohne jegliche Konsequenzen. Sehr sexistisch agiert diesmal Pia Kirchhof, die wirklich sämtliche Tatverdächtige einem visuellen Ganzkörperscan unterzieht, wohin gegen sich ihr Vorgesetzter als Backfisch mit rosaroter Brille entpuppt. Auch die Aufklärung des Mordes und die Präsentation der Motivation des Täters sind irgendwie schwer nachvollziehbar.