Der Klappentext wird dieser tollen Geschichte nicht gerecht

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Meine Meinung
»When the Stars Align« von Lydia Schmölzl war eine richtige Überraschung. Cover und Klappentext haben mich schon bei der Programmvorstellung angesprochen, aber als ich die Leseprobe gelesen habe, wusste ich, ich muss dieses Buch sofort verschlingen.

Der Klappentext ist gut, sonst hätte er mich nicht angesprochen, aber ihm fehlt der Charme, den der Schreibstil der Autorin versprüht. Lydia Schmölzl geht auf eine Weise mit Worten und Metaphern/Vergleichen um, die heraussticht. Der Stil passt genau zum Wesen der Protagonistin und die Metaphern und Vergleiche sind so einfach und trotzdem (oder gerade deswegen) so wirkungsvoll auf den Punkt gebracht und originell, dass ich einfach hin und weg bin.

Die Story braucht ein bisschen, um Fahrt aufzunehmen. Die ersten 100 Seiten sind allein, ihrem Leben und ihrem Umfeld gewidmet. Obwohl ich es kaum erwarten konnte, Felix endlich kennenzulernen, sind diese 100 Seiten wichtig, um Lola richtig zu verstehen und sich in die hineinversetzen zu können.

Sie ist eine Person, mit der ich mich im wahren Leben auf Anhieb verstehen würde. Ihre Zwangsstörung bestimmt große Teile ihres Alltags, dennoch hat es geschafft, sich stückweit ein eigenes Leben aufzubauen. Sie lebt mehr oder minder von ihrer Arbeit als freie Texterin und zockt in ihrer Freizeit gerne mit ihrem Online-Kumpel Marvin. Einen Charakterzug an ihr fand ich besonders interessant: Aufgrunf ihrer Zwangsstörung hat sie Angst von ihrem Umfeld sofort in eine Schublade gesteckt zu werden – als die Verrückte – aber im gesamten Buch ist mir immer wieder aufgefallen, wie sehr Lola selbst in Schubladen denkt und wie schnell sie sich eine Meinung zu einer Person bildet. Zum Beispiel sieht sie die Freunde ihrer Cousine auf einem Foto und nur aufgrund dessen, wie sie auf dem Foto aussehen, glaubt sie, dass das zwei Menschen sind, die sich viel in das Leben anderer einmischen. Das ist zu großen Teilen ein Schutzmechanismus für sie selbst, aber ich fand es faszinierend, wie sehr sie in Klischees denkt ohne es überhaupt zu merken.

Manchmal hat es mich auch gestört, aber die meiste Zeit habe ich nur gedacht: Genau so sind wir doch eigentlich alle. Der eine mehr, der andere weniger, aber wir alle denken unbewusst immer wieder in Schubladen. Ich fand Lolas Gedankengänge in diesem Buch so realistisch, ich konnte mich so in ihnen wiederfinden … wirklich einfach nur toll. Was Lola aber auszeichnet, ist, dass sie sich von diesem Denken nicht dominieren lässt, sondern bereit ist, sich zu korrigieren, wenn sie die Person besser kennenlernt. Darauf kommt es meiner Meinung nach an. Und es macht sie zu einer sehr liebenswürdigen Person.

Felix ist ganz anders als sie und dennoch teilen sie einige Gemeinsamkeiten. Wenn ich Felix im realen Leben begegnen würde, wäre ich im ersten Moment wahrscheinlich genauso irritiert von ihm wie Lola. Er besitzt viele verschiedene Facetten, auf die ich hier gar nicht näher eingehen möchte, um der Handlung nicht zu viel vorwegzunehmen, aber er ist auf jeden Fall ein herausfordernder Charakter – auf der einen Seite super sanft und sensibel, auf der anderen neckisch, fast schon flapsig und ein wenig großspurig. Aber gerade das macht ihn zu einem unheimlich sympathischen Kerl.

Ich habe es jedenfalls genossen Lolas und Felix' Geschichte zu verfolgen und hoffe, das wird nicht das letzte New Adult Buch der Autorin bleiben.

Fazit
»When the Stars Align« von Lydia Schmölzl war eine echte Überraschung. Der Schreibstil ist markant, sprüht vor Charme und Humor und ist an genau den richtigen Stellen sanft und einfühlsam. Lola ist trotz ihrer Zwangsstörung, mit der wahrscheinlich die wenigsten Leser zu kämpfen haben, eine Protagonistin, mit der man sich sofort identifizieren kann. Die Liebesgeschichte braucht etwas, um überhaupt zu starten, aber das gibt einem super Gelegenheit Lola richtig kennenzulernen. Ich mochte das Buch auf jeden Fall sehr. Mindestens ein Monatshighlight.