Das große Drachenwandeln

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petris Avatar

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Wie bin ich auf diesen Roman gekommen?
Mareike Fallwickl bespricht auf ihrem insta account regelmäßig die eigene Lektüre. Diesen Roman hatte sie auf Englisch gelesen und wärmstens empfohlen. Zudem fand ich Titel und Cover unglaublich ansprechend und beschloss ihn, als er auf Deutsch erschien, zu lesen.

Welches Genre ist dieser Roman?
Eine gute Frage, die sich aber nicht eindeutig beantworten lässt. Fantasy, ja. Fantasy in der Vergangenheit (aber nicht zu weit entfernt, er startet in den 50ern). Queere Literatur. Feministische Literatur. Ein Schuss Science Fiction.

Um was geht es?
Im Mittelpunkt stehen Frauen, die sich in Drachen verwandeln. Das gab es schon immer, wurde aber nie erforscht und immer unter den Teppich gekehrt. Bis es 1955 zu einer Massendrachenwandlung kommt. Die lässt sich dann doch nicht ganz vertuschen, auch wenn alles daran gesetzt wird. Und es geht um Alex Green, deren Leben durch das Drachenwandeln sehr direkt beeinflusst wird.

Wer erzählt?
Erzählerin ist Alex Green, die als junges Mädchen ihre erste Drachenwandlung einer alten Frau in der Nachbarschaft erlebt, aber nie darüber sprechen kann und unsicher ist, ob sie sich nicht getäuscht hat.
Ihr Leben wird allerdings dann maßgeblich beeinflusst, als sich ihre Tante Marla drachenwandelt und deren Tochter Beatrice, Alex Cousine, die sie sehr liebt, von Alex Mutter als Tochter angenommen wird. Über Drachen darf allerdings nie wieder gesprochen werden, über Marla ebenso wenig.
Eingestreut sind wissenschaftliche Artikel zu dem Thema Drachinnnen, aus der Feder von Prof. Gantz, der sich der Forschung zum Thema widmet, Zeitungsartikel und Vernehmungsprotokolle. Denn das Thema Drachinnen war ein Tabuthema, die Wissenschaftler wurden verfolgt, ihre Arbeit teilweise vernichtet.

Meine Meinung?
Ich fand „When women were dragons” ein ganz besonderes Buch. Das Wandeln, das Drachinnensein kann sehr frei interpretiert werden. Ich mochte, wie die Geschichte erzählt wurde, was sie über Freiheit, Gleichberechtigung, Solidarität unter Frauen und Anderssein aussagt.
Sprachlich fand ich es eher schlicht, das könnte aber auch an der Übersetzung aus dem Englischen liegen. Gegen Ende schlichen sich auch immer mehr Fehler ein, da war ein „sich“ doppelt, ein „zu“ zu wenig, als ob die Zeit für die Korrektur nicht mehr gereicht hätte.
Und warum der englische Titel übernommen wurde und man nicht ein bisschen kreativ wurde, um einen deutschen Titel zu finden, verstehe ich auch nicht. Wie wärs mit „Das große Drachenwandeln“ oder „Als die Frauen Drachen waren“. Ich bin mir sicher, da gäbe es noch weitaus schönere Ideen.

Fazit?
Alles in allem ein sehr interessanter, sehr ungewöhnlicher und schön erzählter Roman. Ich hätte ihn wohl besser im Original auf Englisch lesen sollen.
Sehr empfehlenswert für alle, die gerne genreüberschreitend lesen, feministische, queere Literatur mögen und für die Coming of Age ein Thema ist. Mir hat er gefallen.