Ein feministischer Roman mit magischem Realismus

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lenaa Avatar

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Ein feministischer Roman, der den magischen Realismus nutzt, um Wut und den Ausbruch aus den patriarchalen Strukturen auszudrücken.
Das Buch spielt in den 1950er Jahren und wird als eine Art Memoir von Alex Green erzählt. Als sie Kind war, verwandelten sich hunderttausende Frauen in Drachen. Die Gesellschaft schweigt über dieses Phänomen und auch Alex Familie redet nicht darüber. Und das obwohl sich ihre Tante in eine Drachin verwandelt hat. Ihre Eltern tuen so, als hätte es die Tante nie gegeben. Alex muss nun mit den Auswirkungen dieses Schweigens umgehen. Ihre Cousine ist plötzlich ihre Schwester und es ist ihr verboten, das zu hinterfragen.
Dieser Roman zeigt auf, was Schweigen bewirken kann. Das Schweigen wird hier genutzt, um alte Strukturen aufrechtzuerhalten. Dies bewirkt bei den Menschen Traumata, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, was die Autorin auch durch Alex gut verdeutlichen konnte. Mir hat es sehr gut gefallen, dass die Drachinnen als Metapher für Wut und das Ausbrechen der Frauen aus ihren Rollen, genutzt wurden. Auch die traditionellen Rollenbilder und was demnach von Frauen „erwartet“ wird, hat die Autorin gut beschrieben. Beispielsweise werden die drachengewandelten Frauen stark kritisiert, da sie ihre Familie zurückließen. Aber bei Männern ist das nicht so schlimm. Die Frauen werden klein gehalten und ihnen wird der Zugang zur Universität stark erschwert. Ich fand es toll, dass Alex dem trotzen konnte und für ihre Bildung gekämpft hat.
Auch die care- Arbeit der Frauen und wie diese unterschätzt und als selbstverständlich angesehen wird, wurde gut dargestellt.
Zwischen Alex Schilderungen folgten immer mal wieder wissenschaftliche Texte über die Drachinnen, wodurch ich noch mehr in die Welt und den magischen Realismus darin eintauchen konnte.
Der Roman ist lang, weil er sehr ausschweifend erzählt wird, was das Buch etwas zäh gemacht hat. Die Erzählungen verloren sich häufig in Einzelheiten, die die Geschichte nicht unbedingt vorangebracht haben. Aber die Beschreibungen waren trotzdem sprachlich sehr schön geschrieben.
Ich fand es schade, dass sich Alex als Protagonistin nicht aktiv gegen das System aufgelehnt hat und eher häufig mit dem System gearbeitet und deren Werte reproduziert hat. Andererseits war das auch authentisch, weil sie in diesen patriarchalen Strukturen erzogen wurde und ihr die problematischen Werte sehr eingetrichtert wurden. Es ist ein Prozess, das zu hinterfragen und davon Abstand zu nehmen. Genau das ist der Autorin sehr gut gelungen darzustellen. Alex kritisiert sich auch oft selbst und merkt, dass sie über die Jahre viel dazugelernt hat und nun aufgeklärter ist.
Dieses Buch beschreibt das Leben in den 50er Jahren und ist immer noch aktuell. Es kritisiert patriarchale Strukturen, indem es die Ungleichheiten aufzeigt. Es verdeutlicht, wie Wut dazu verhelfen kann, Veränderungen zu bewirken und zeigt auf, wie viel schöner die Welt ist, wenn Frauen diese regieren. Der magische Realismus macht das Buch noch interessanter und fesselnder. Trotz der oft zähen Kapitel fand ich das Buch gut und kann es weiterempfehlen.