Eine feministische Utopie

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madame—rivkele Avatar

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Manchmal lese ich, um besser zu verstehen, wie die Welt um mich herum funktioniert. Auf welcher Geschichte sie fußt und welche Mechanismen sie am Leben halten. Manchmal lese ich, um Wege zu finden, wie die Welt, in der ich mich bewege, ein kleines bisschen verändern zu können. Und manchmal lese ich, um eine neue Welt kennenzulernen.
When Women were Dragons von Kelly Barnhill gehört definitiv zu den Büchern der letzten Kathegorie. 1955 verwandeln sich Frauen in ganz Amerika, vermeintlich plötzlich und ohne Vorwarnungen, in Drachinnen. Die Gesellschaft ist schockiert und, was noch viel wichtiger ist, beschämt. Denn immerhin ist eine Drachin etwas unerhört Weibliches. Und über Dinge, die typisch weiblich sind, wird bekanntermaßen nicht gesprochen, geschweige denn geforscht. Stattdessen versucht man, zu vergessen und zu ignorieren, was nicht geändert werden kann. So auch in der Familie der Protagonistin, Alex Green. Und lange Zeit glaubt Alex auch, dass Drachinnen etwas Unanständiges seien, das ignoriert und vergessen werden sollte. Bis sie irgendwann nicht mehr so denkt.
“Ich wünschte, ich könnte einen Raum einnehmen, die Welt auf meinen Schultern tragen oder auf sie hinabsehen, je nachdem, was die Situation verlangte.” (S. 202)
When Women were Dragons ist ein Buch über weibliche Selbstermächtigung und weibliche Wut. Es ist eine Kampfansage gegen das Heteropatriarchat, eine Utopie, eine Geschichte voller Hoffnung und guter Laune. Für mich ist dieser Roman ein absolutes Lesehighlight gewesen – nicht nur, weil wütende Frauen eine zentrale Rolle spielen, sondern weil er von einer Gesellschaft erzählt, die möglich scheint.