Mehr erwartet!

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lulu Avatar

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Thilo Falks Roman „White Zero“ startet in einem spannenden Szenario: Während die Geophysikerin Jana Hollmer in ihrem Vortrag die Folgen des herrschenden außergewöhnlich kalten Winters in Deutschland skizziert, bersten die Wände des Tagungsraumes und in der Kaserne bricht Chaos aus!

Nach diesen ersten Seiten wollte ich unbedingt weiterlesen, was die Ursachen waren und wie die erbarmungslose Kälte das Leben aller gefährdet, weil die Versorgung der Bevölkerung durch die zerstörte Infrastruktur nicht mehr gewährleistet werden kann … Aber die folgenden Ereignisse erinnerten mich mehr an den Corona-Winter in unfreiwilliger Isolation und Häuslichkeit: Alle Protagonisten sind in der Lage, weiter ihre Häuser zu beheizen und alles Lebensnotwendige scheint reibungslos zu funktionieren. Die Versorgung der Bevölkerung bricht nicht zusammen, von einzelnen Luxusproblemen wie dem begrenzten Angebot an geöffneten Restaurants mal abgesehen. Kein echtes Schreckensszenario, das die Solidarität unter den Menschen herausfordert und an seine Grenzen führt…

Als sich Jana Hollmer auf die Suche nach den Ursachen und deren Bekämpfung macht, nimmt die Spannung noch einmal etwas Fahrt auf, aber insgesamt habe ich mir mehr erwartet: mehr Spannung und mehr Beschreibung der Konsequenzen einer drohenden Eiszeit. Vielleicht ist dafür auch die Ausgangssituation zu gemäßigt gewählt: Winterliche Temperaturen bis zu-30° Celsius sind in unseren Breiten zwar ungewöhnlich, aber nicht wirklich lebensbedrohlich, denn unsere Nachbarn im hohen Norden wissen unter diesen klimatischen Bedingungen zu überleben… Wieso sollten wir Mitteleuropäer das nicht bewältigen?

So war dieser Roman angenehm zu lesen und führte mit einer moderaten Spannung durch die Geschichte, aber erfüllte m.E. nicht den Anspruch eines richtigen Klima-Thrillers. Schade!