Nur eine vorübergehende Extremwetterlage oder vielleicht der Beginn einer neuen Eiszeit

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frechdachs_aus_dem_blätterwald Avatar

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Thilo Falks aktueller Thriller "White Zero - Die Kälte ist dein Tod" sprach mich bereits durch das dystopisch wirkende Cover sehr stark an. Verbunden mit dem Teasertext kamen bei mir sehr schnell Assoziationen zu Roland Emmerichs Eiszeit-Blockbuster "The Day After Tomorrow" auf und mein Leseinteresse war schnell geweckt.

Leider, dies schicke ich vielleicht gleich hier voraus, konnte das als Thriller vermarktete Werk bei mir nicht so recht punkten. Dies lag an sehr diversen Punkten, die ich nachfolgend erläutern möchte.

Voraus schicken möchte ich, dass dies mein erster Roman von Thilo Falk ist und ich den Autor bis dato noch nicht auf dem Radar hatte. Falk ist ja in diesem Genre kein unbeschriebenes Blatt, wenn man sich seine Veröffentlichungen bis dato ansieht.

Beworben wird das Buch mit dem folgenden Text:

"Dieses eisige Schreckensszenario lässt den Atem gefrieren – Spannung pur!"

Verglichen mit Emmerichs Eiszeit-Blockbuster konnte mich Falks aktuelles Werk leider so überhaupt nicht mitreißen. Überwiegend zog sich die Erzählung für mich sehr schleppend dahin wie Kaugummi, ich suchte großteils dann wirklich die spannenden Momente und fand nur sehr wenige davon. Ein ausgeklügelter Spannungsbogen vom Anfang bis zum Ende hin ist ein absolutes Muss für mich in diesem Genre und diesen konnte ich überhaupt nicht ausmachen. Viel zu sehr hält sich Falk meiner Meinung nach immer wieder mit Nebensächlichkeiten auf, die für die Erzählung eher nice to have wären.

Das Werk besteht von aller Anfang an aus mehreren Erzählsträngen, die eingangs etwas wirr erscheinen bzw. man sich fragt, wie die sehr unterschiedlichen Protagonisten dann wohl zusammenhängen mögen. Nach um nach verdichtet sich die Lage, die Handlungsstränge werden behutsam zusammengeführt und gipfeln im Grande Finale.

Seit ungefähr einem halben Jahr ist Deutschland mit einer neuen "Eiszeit" konfrontiert. Ich hatte mir eigentlich erhofft, dass man als Leser sehr viel mehr in die Breite der Gesellschaft eintaucht und erfährt, was ein solches Ereignis für existenzielle Auswirkungen hätte. Hier und da lässt Falk zwar einige Ereignisse kurz aufblitzen, allerdings waren mir diese nicht ausreichend genug. Der Fokus des Werkes liegt fast ausschließlich auf der Analyse der Ursache und deren etwaiger Bekämpfung. Mir erscheint genau dieses Detail dann viel zu eindimensional, da mir genau diese Wirkung in der Breite unserer Gesellschaft dann komplett fehlt.

Falk entwickelt die Haupt-Protagonisten sehr akkurat. Mitunter hält er sich nach meinem Empfinden viel zu häufig mit deren zwischenmenschlichen Beziehungen auf und schweift dabei auch gerne zu stark vom eigentlichen Thema, dem Klimathriller, ab.

Richtige Action- und Thrillmomente bot mir das Werk ehrlich gesagt viel zu selten. Die Entwicklung ist mitunter vorhersehbar (auch weil gleich eingangs des Buches verraten wird, ob das Vorhaben gelingen wird) und wirkte auf mich immer wieder leider sehr konstruiert.

Die enthaltenen Botschaften und Mahnungen an uns alle, auf die Falk ganz zum Schluss nochmals persönlich eingeht, sind durchweg gut getroffen allerdings in der Mischung und Umsetzung hier irgendwie unglücklich miteinander vermengt.

Ich persönlich hatte wirklich einen Thriller in der Art von "The Day After Tomorrow" erwartet und wurde mit dem Buch dann irgendwie kaum richtig warm. Ein richtiger Lesefluss kam bei mir auch nie so richtig auf.

Alles in allem ein Werk, das unheimliches Potenzial hätte, das aber in der aktuellen Fassung leider nie so richtig bei mir zumindest zur Geltung gekommen ist. Mir fehlte insbesondere sehr viel mehr Drive in der Erzählung sowie richtige Action- und Thrillmomente, bei denen der eigene Atem ins Stocken gerät und man mit den Protagonisten mitfiebert.