Temporeich??? Größtenteils langatmig und keine neuen Erkenntnisse

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antjemue Avatar

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Seit Monaten wird Deutschland von einer Kältewelle mit Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt heimgesucht. Diese Kälte droht alle Lebensbereiche lahmzulegen. Die Forschung nach den Ursachen und einer Lösung laufen auf Hochtouren. Plötzlich macht die Geophysikerin Dr. Jana Hollmer eine Entdeckung und daraufhin haben andere Wissenschaftler auch eine Lösung parat. Wird es ihnen gelingen, die durch die kleine Eiszeit entstandene Krise zu beenden?

Versprochen wurde dem wirklich interessant klingenden Klappentext ein spannender und temporeicher Klimathriller der Extraklasse. Sorry, aber das ist dieses Buch meiner Meinung nach überhaupt nicht. So etwas Langweiliges habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Hätte ich das ebook nicht als Rezensionsexemplar erhalten, hätte ich spätestens nach dem ersten Drittel abgebrochen. So habe ich mich regelrecht durchgekämpft und hatte für vieles darin nur ein müdes Kopfschütteln übrig.

Es beginnt damit, dass zwar geschrieben wird, dass die Versorgung der Bevölkerung nicht mehr gewährleistet ist, aber es ist keine einzige Hauptfigur dabei, bei der dieses Szenario in Deutschland wirklich dramatische Auswirkungen hat. Den Figuren, die der Autor versucht, dem Leser näherzubringen, geht es trotz dieser Eiszeit immer noch richtig gut. Wirkliche Sympathien konnte ich für diese leider auch nicht entwickeln.

Über schlimme Auswirkungen der langanhaltenden Kälte sprechen in diesem Buch hier lediglich ein paar Krisenstabsmitglieder auf Sitzungen, in denen hier im Buch dann tatsächlich jeder einzelne Teilnehmer zu Wort kommt oder die Medien. Sitzungen mit endlosem Geschwafel, in denen am Ende dann gar nichts rauskommt, entsprechen zwar durchaus der Realität. Aber, in diesen „Thriller“ empfand ich die Wort für Wort wiedergegebenen Reden von wirklich jedem Sitzungsteilnehmer, genau wie die zwischen rein geschobenen und von mir als ebenso langatmig empfundenen Zeitungsmeldungen, Radionachrichten, Internetmeldungen oder AGB-Änderungen allseits bekannter Unternehmen, permanent als absolute Spannungskiller.

Es gab zwar auch einige dramatische Szenen, bei den Figuren, über deren Privatleben häufiger berichtet wurde, die ich im Prinzip aber auch nicht ernst nehmen konnte, weil sie entweder komplett jeder Grundlage entbehrten – z. B. der Vorfall mit der Tochter des homosexuellen Ehepaars auf dem Eis, weil im Vorfeld geschrieben stand, dass die Gewässer bis zum Grund gefroren sind – oder weil sich die Figuren dann selbst viel zu wichtig nahmen – wie z. B. Jana nach dem Überfall auf sie, als sie wildeste Spekulationen anstellte, wegen Unterlagen, die nicht mal als geheim eingestuft waren. Aber selbst den Showdown im Tschad empfand ich überhaupt nicht als spannend. Hier wurde zwar nochmal mit Beschreibungen um sich geworfen, die für mich aber kein logisches Gesamtbild ergaben und deshalb eher lächerlich konstruiert auf mich wirkten.

Insgesamt hat mich dieses Buch extrem gelangweilt und das, was der Autor in seinem Nachwort schreibt, was er eigentlich damit bewirken wollte, ist ihm meiner Meinung nach damit überhaupt nicht gelungen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jemand, der gern einen spannenden Thriller lesen möchte, mit diesen unglaubwürdig zusammenkonstruierten „Krachern“ zufrieden sein wird und das Ansinnen des Autors in den vielen langatmigen und spannungshemmenden Teilen als Metapher erkennt.

Und Jemand, dem Umweltschutz bereits wirklich am Herzen liegt, dem stoßen solche nichts bringenden Debatten, sinnlose Nachrichten etc. bereits im wahren Leben auf. Und wenn man das dann in einem Buch, bei dem man Spannung erwartet und eigentlich mal ein bisschen von der Realität abschalten möchte, noch mal in genau dieser und nicht in satirischer Form über sich ergehen lassen muss, ist das meiner Meinung nach eher kontraproduktiv. Ich bin dadurch weder zu neuen Erkenntnissen gekommen, noch hat es mich in irgendeiner Form unterhalten.