Auf der Suche nach dem Wesen der Liebe

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Marylin Yalom widmet sich in ihrem Buch „Wie die Franzosen die Liebe erfanden“ einem der elementarsten Gefühle der Menschheit. Auf 422 Seiten nimmt sie ihre Leser mit auf eine Reise durch die letzten 900 Jahre und beleuchtet dabei die Thematik „Liebe“ in ihren Spielarten, ihren unterschiedlichen Ausprägungen und ihrer Darstellung in Kultur und Gesellschaft am Beispiel Frankreich. Dies ist eine durchaus angemessene Wahl, stehen doch die Franzosen im Ruf die Grand Nation der Amour zu sein, was sich auch in ihren literarischen Beiträgen zur Weltliteratur zeigt.

Die Autorin ist Professorin für französische Literatur und benutzt für ihren historischen Überblick eben dieses Fachwissen, indem sie die von ihr gewählten Stationen der Liebe und ihrer Ausprägungen an literarischen Werken und Figuren darstellt, dabei aber den historischen Kontext nie außer Acht lässt. Dass bedeutet aber nicht, dass man jetzt ein ausgewiesener Kenner der (französischen) Literatur sein muss, um ihren Ausführungen über die schönste und vielleicht elementarste aller Mächte zu folgen. Denn mal von der Tatsache abgesehen, dass „Liebe“ vermutlich das unwissenschaftlichste Thema überhaupt ist, schreibt Yalom sehr interessant und unterhaltsam und nimmt ihre Leser mit auf eine Reise, an deren Ende eine umfassende Sichtweise auf das Thema „Liebe“ in Frankreich steht. Sie beginnt mit dem Minne-Begriff aus dem Mittelalter und schlägt einen Bogen über die Epochen der Empfindsamkeit, der Romantik und der Belle Epoque, bis sie sich im letzten Kapitel mit dem Liebesbegriff im heutigen 21. Jahrhundert beschäftigt. Dabei geht sie sowohl auf die Liebe zwischen Mann und Frau ein, klammert aber auch die Liebe zur Mutter und die gleichgeschlechtliche Liebe sowie das körperliche Begehren nicht aus.

Ob die Liebe jetzt wirklich in Frankreich erfunden wurde, muss jeder für sich selbst entscheiden (andere Nationen würden vielleicht widersprechen), aber durch dieses Buch erhält man zumindest eine Entscheidungshilfe oder man schwelgt einfach nur in der schönen Thematik.