Wie die Franzosen die Liebe erfanden

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„Was macht die Kunst der Liebe aus?“ Autorin Marilyn Yalom, Professorin für Französische Literatur und Senior Scholar am Institut für Gender Research an der Stanford University, vergleicht in ihrem Buch „Wie die Franzosen die Liebe erfanden“ amerikanische und französische Ansichten in Liebesdingen, forscht in der Zeitgeschichte nach und stellt anhand von Beispielen aus dem Leben und der Literatur die Veränderung der Frauen und Entwicklung der Liebe dar. Das Buch behandelt die Zeit vom 12. Jahrhundert bis heute. Sehr interessant sind die Einblicke in berühmte Liebesromane, die nicht selten Autobiografisches beinhalten und in das Leben der Autoren und Autorinnen. Anhand von Liebesbriefen und anderen Dokumenten aus der jeweiligen Zeit, wird den jeweiligen Gefühlen auf den Grund gegangen. Es geht um die vielen Arten der Liebesbeziehungen, von der platonischen über die romantische bis zur leidenschaftlichen Liebe. Um Drecksbeziehungen, schicksalhafte Affären, Ehebruch, arrangierte Ehen, Inzest, die Liebe zwischen Männern, Helden und Heldinnen der Zeitgeschichte, die die Liebe auf besondere Weise geprägt haben und die wenigen, die zum Vorbild geworden sind. Sir Lanzelot und Königin Guinevere, Abaelard und Heloise, George Sand und Alfred de Musset. Marilyn Yalom löst mit ihren umfangreichen Recherchen Erstaunen aus. Wie lange hat es wohl gedauert, die Vielfalt an Informationen zusammen zu tragen? Zitate bringen einem die Klassiker näher. Die Sprache in den Romanen ist voller Poesie und Leidenschaft. Der Leser erhält auch einen persönlichen Einblick, wie die Autorin auf die eine oder andere Information gestoßen ist. Sind die Franzosen in Liebesdingen wirklich unbefangener, unbeschwerter und seit frühester Zeit einen Schritt voraus? An die Galanterie von früher sehnt sich so manche Frau zurück. Wie ist es, von einem charmanten Mann in Briefform und im persönlichen Gegenüber umgarnt zu werden? Nimmt die direkte Vorgehensweise von Heute jegliche Spannung? Das Buch regt an, sich mit der Entwicklung der Liebe, Männer und Frauen über Jahrhunderte zu beschäftigen. Es schließt Wissenslücken, legt Klassiker nahe und haucht Autoren neues Leben ein. Ein einzigartiger Einblick in die Liebe und die Künstlerwelt.

Auf dem Cover ist der heißblütige Liebhaber bei einem galanten Handkuss zu sehen. Die Frau wird verehrt. Die Anziehungskraft ist spürbar. In adligen Kreisen galt zuweilen das Schachspiel als Metapher für das Spiel der Liebe. Nur mit Raffinesse konnten die Frauen ihr Schicksal selbst bestimmen. Wer schon immer wissen wollte, wer die Superstars der Geschichte der Liebe in Frankreich sind, liegt mit diesem Buch richtig. Neunhundert Jahre Leidenschaft hinterlassen beim Lesen ihre Spuren. Ein Sachbuch, das nachklingt. Mit 448 Seiten über die Liebe weckt es Sehnsüchte oder schafft Zweifel aus der Welt. Abbildungen entführen in eine andere Zeit. Was gibt es schon Wichtigeres als die Liebe? Marilyn Yalom imponiert mit ihrer umfangreichen, engagierten Arbeit, der Liebe zu den Klassikern und den berühmten Autorinnen und Autoren der Jahrhunderte. Zeit, sie wieder in Erinnerung zu bringen und ihnen Raum zu geben. Ein facettenreiches, unterhaltsames, beeindruckendes Buch. Es wird jeden ansprechen, der sich für Zeitgeschichte interessiert. Die Kapitel sind nicht zu lang geraten. Trotzdem wird die geballte Informationsflut so manchen Leser überfordern. Pausen helfen über dieses kleine Manko hinweg.