Trauer kann zerstörerisch sein, - oder neue Chancen bieten

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mittelhessin Avatar

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Über 30 Jahre waren Kate und Tully bester Freundinnen. Kate ist vor vier Jahren an Krebs gestorben und hinterlässt drei Kinder sowie ihren Mann Johnny. Die beste Freundin von Kate, Tully, eine bekannte Moderatorin, kommt nicht über deren Tod hinweg und greift immer öfter zu Beruhigungstabletten und Alkohol. Kate hat vor ihrem Tod alles akribisch geplant, ihre Trauerfeier und hat ihrer Familie das Versprechen abgenommen, füreinander da zu sein. Das schloss auch ihre beste Freundin Tully ein, doch der Kontakt zu Tully ist abgerissen und so ist Johnny sehr erschrocken, als er hört, dass Tully offenbar einen Unfall hatte und im Krankenhaus ist. Zu allem Übel ist auch seine Tochter Marah, das Patenkind von Tully, seit geraumer Zeit von zu Hause ausgerissen und macht sich nun bitterliche Vorwürfe, da sie sich die Schuld an Tullys Unfall gibt. Obwohl der Tod von Kate schon vier Jahre zurück liegt, ist die Trauer bei allen Figuren des Buches noch sehr präsent und zeichnet die Wege der Hinterbliebenen auf berührende Weise. Über ein Jahr liegt Tully nach ihrem Unfall im Koma und ist in dieser Zeit ihrer verstorbenen Freudin Kate sehr nahe. In Retrospektiven erfährt der Leser aus verschiedenen Erzählperspektiven auf diese Weise, was bisher in Tullys Leben passierte, teilweise auch in Form von Unterhaltungen zwischen Tully und Kate "aus dem Jenseits".

Eine besondere Konstellation ist die Beziehung - oder eher Nicht-Beziehung - zwischen Tully und ihrer Mutter, die in jungen Jahren als Hippie lebte und ebenfalls ein Suchtproblem hatte. In dieser Zeit konnte und wollte sie die Verantwortung für ihre Tochter Tully nicht übernehmen. Doch genau das wünschte sich Tully und hat darunter ein Leben lang gelitten. "Jeder bekommt im Leben eine zweite Chance" - und dies gilt offenbar auch für die Mutter-Tochter-Beziehung. Ob und wie sich diese künftig gestalten wird, lässt die Autorin, Kristin Hannah offen.

"Wie ein Stern in der Nacht" ist eigentlich das Nachfolgebuch von "Immer für Dich da", aber es ist auch ohne Kenntnis von Teil 1 eine in sich abgeschlossene und gut verständliche Handlung. Die Autorin versteht es wunderbar, die einzelnen Charakteren mit sehr individuellen und emotional anrührenden Sichtweisen und Eigenschaften auszustatten. Wie der Umgang der einzelnen Charaktere mit dem Verlust der Freundin/Mutter/Ehefrau/Tochter Kate umgehen, ist sehr unterschiedlich - jeder leidet anders; Beziehungen geraten durcheinander oder werden ganz abgebrochen. Gelegentlich kommt der Gedanke auf, dass zu viele Extremsituationen in einer einzigen Geschichte verpackt sind. Dennoch ein empfehlenswertes Buch, das man nur ungern aus der Hand legen möchte.