Spiegelbilder

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chrischid Avatar

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Lisa ist ein mehr als wohlbehütetes Mädchen, ihre Eltern haben ständig Angst, dass ihr etwas zustoßen könne. Kein Wunder also, dass Lisa fasziniert ist von der Aussicht, bald ein Waisenhaus in unmittelbarer Nachbarschaft zu haben. Nicht nur neue Freundschaften erhofft sie sich, sondern auch ein Leben in Freiheit, ohne Eltern. Als der Wunsch jedoch zur Wirklichkeit wird, wird es Lisa plötzlich doch ziemlich mulmig. Während sie noch nach einem Weg sucht schnellstmöglich nach Hause zu gelangen, sieht sie sich nichtsahnend ihrem Spiegelbild gegenüber...

Jedes Kind wird, mal mehr mal weniger häufig, denken, seine Eltern seien zu streng und ungerecht. Sieht man dann aber wie Lisas Eltern sich verhalten, ist alles gar nicht mehr so schlimm. Doch was veranlasst sie dazu sich in einem solchen Maße zu sorgen? Es werden zwar ein paar Erklärungen abgegeben, so recht überzeugt davon ist man allerdings nicht, es wirkt alles ein bisschen konstruiert. Absolut verständlich, dass Lisa versucht aus diesem Kokon auszubrechen. Man mag es kindisch nennen, da aber ihre Eltern keine Veranlassung sehen ihr die volle Wahrheit zu sagen, sieht sie keinen anderen Ausweg. Überhaupt sollte und muss jeder im Leben seine eigenen Erfahrungen machen, und das in jedem Alter. Dann ist doch der Lerneffekt am Größten, und ihre Aktion bringt Lisa ganz gehörig zum Nach-, teilweise sogar zum Umdenken.

Eine einzige Begegnung im Waisenhaus lässt nicht nur Lisa nicht mehr los. Auch den Leser macht dieses besondere Aufeinandertreffen stutzig und gleichzeitig neugierig. Kündigt sich doch somit eine Richtungsänderung an, begleitet von Stimmungswechseln und Geheimnissen, die viel zu lange gehütet wurden. Zwar hat man recht schnell eine Ahnung davon wie der wahre Hintergrund aussehen könnte, zahlreiche Details allerdings bleiben zunächst im Dunkeln. Ebenso wie der tatsächliche Verlauf des weiteren Geschehens, dieser ist nämlich, ganz wie seine jungen Protagonisten, nahezu unberechenbar.

Stimmungsmäßig ist die Geschichte nicht so fröhlich wie man es bei einem Kinderbuch vermuten würde. Ein ernsthafter Ton wird angeschlagen, der zwar auch Freude zulässt, in erster Linie dann aber doch bedrückend wirkt. Nichtsdestotrotz gehören auch solche Phasen zum realen Leben und wenn man es schafft, den Panzer der Angst zu durchbrechen, wartet bestimmt schon die Sonnenseite auf ihren Auftritt. Entsprechend wichtig ist es, dass auch die Zielgruppe mit Thematiken konfrontiert wird, die möglicherweise nicht immer angenehm sind, wie es hier in ansprechender Weise dargestellt ist.