Interessante Einblicke in das "Drüben" von früher!

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Buchbeschreibung (von der vorablesen-Seite übernommen):

Zehn Ostdeutsche zu finden, die für eine Fernsehserie aus ihrem Leben erzählen, sollte für Isabella Krause einfach sein. Schließlich ist sie in der DDR aufgewachsen, auch wenn sie mehr Jahre im vereinten Deutschland verbracht hat als in der DDR. Sie kehrt also an die Orte ihrer Kindheit zurück und findet Menschen, die sie für DDR-repräsentativ hält: die Traktoristin, den Stahlwerker, die Köchin, den ehemaligen Staatsschauspieler.
Doch der Filmautor kommt aus München und hat ein eigenes Bild von der DDR. Und das ist, dreißig Jahre nach dem Mauerfall, auf Diktatur, Mangelwirtschaft und Staatssicherheit geschrumpft. Doch was ist mit dem Leben der Anderen? Der ganz Anderen, die ihre Arbeit mochten, das Land tolerierten und am Wochenende »Ein Kessel Buntes« guckten? Und was unterschied das Familienleben Ost vom Familienleben West?
Davon erzählt Kathrin Aehnlich, wie es nur wenige können, mit Witz und Empathie, und zeigt, wie wichtig es ist, einander zuzuhören.


Cover und Schreibstil:

Das Cover dieses kleines Büchleins ist wunderschön und macht neugierig. Ein Cover, das mir mit Sicherheit im Buchladen aufgefallen wäre.
Der Schreibstil ist flüssig, das Buch liest sich in einem Rutsch weg. Es hätte gerne noch länger sein können 

Die Autorin bedient sich auch immer wieder der Ironie, was mir gut gefallen hat. An ein paar Stellen im Buch habe ich allerdings wirklich Gänsehaut bekommen, z.B.:
„Das ist nicht mehr unser Land!“ (S. 145) oder: „Gleichberechtigt? Ich war berechtigt, den Haushalt zu führen, die Kinder zu erziehen und arbeiten zu gehen.“ Und Ihr Mann? „Der hat den Trabant gewaschen, die Zeugnisse der Kinder unterschrieben und die Konsummarken eingeklebt.“ (S. 188)

Bewertung und Empfehlung:

Als Ur-Wessi war es für mich ein großes Vergnügen, dieses Buch zu lesen. Man erfährt einige interessante Dinge. Trotz aller Flüssigkeit im Schreibstil und der damit verbundenen Kurzweiligkeit habe ich an einigen Stellen den roten Faden verloren. Irgendwie wurde die Story an sich, nämlich das Auffinden der für die Reportage erforderlichen Zeitzeugen, nicht stringent genug durchgezogen. Zu viele Nebenhandlungen bzw. Nebeninformationen, die alle interessant und unterhaltsam waren, aber wie gesagt, mich zeitweise den roten Faden verlieren ließen.

Wie auch immer: das Leben in der ehemaligen DDR scheint um ein Vielfaches lockerer gewesen zu sein, als wir es im anderen „Drüben“ vermutet haben.
Hier wurde Geschichtliches geschickt verpackt. Unbedingte Leseempfehlung für alle, die besondere Bücher mögen, die sich von der Masse abheben.

Die Dauerleserin