Die Absurdität und Widersprüchlichkeit der menschlichen Existenz

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nathi_taiwan Avatar

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In seinem ersten Sachbuch, welches den passenden Untertitel „Notizen zum Leben auf der Erde“ trägt, führt John Green ausschnittsweise und skizzenhaft verschiedene Themen aus, die seine Aufmerksamkeit erhascht haben. So wird aus diesem Sachbuch insgeheim ein sehr persönliches Buch, welches in meinen Augen daher auch in die Kategorie „Privates Notizbuch“ fallen könnte (wenn es denn eine solche gäbe).

Anhand dieser sehr selektiv ausgewählten Themen versucht John Green uns die Widersprüchlichkeit der menschlichen Macht und der menschlichen Existenz sowie ihre Auswirkungen auf unseren Planeten, andere Lebewesen und unser eigenes Leben aufzuzeigen. Seine Kurzartikel reichen dabei von amüsant-morbiden Themen („Die Pinguine aus Madagaskar“), über etymologische Herleitungen („Teddybären“) und historische Ereignisse („Höhlenmalereien“ und „Die zeitliche Verbreitung der Menschheit“), bis hin zu abstrusen Abhandlungen über „Duftsticker“ und „Hotdog-Wettessen“. Darüber hinaus hebt sich dieses Sachbuch von anderen seiner Art ab, da zum Abschluss eines jeden Kapitels die beschriebene Thematik bzw. der Gegenstand auf einer Sterneskala von eins bis fünf bewertet wird, was dem Ganzen eine außerordentliche Prise an Humor und Eigensinn verleiht.

Während ich einigen (historischen) Kapiteln andächtig folgte und bei anderen wiederum aufgrund der Absurdität vor mich hin schmunzelte, musste ich doch bei vielen Kapiteln feststellen, dass das Zielpublikum ein US-amerikanisches sein muss, da es sehr viele Referenzen zu Marken, Fernseh-Shows und Orten gab, mit denen ich – als europäische Leserin – nicht viel anfangen konnte.

Da das Buch aber anhand des Inhaltsverzeichnisses übersichtlich gegliedert ist, kann man wunderbar den Kapiteln nachgehen, die ansprechend klingen oder neugierig machen. Mein persönliches Highlight ist zum einen das Kapitel zum beliebten „Teddybären“, welches eindrücklich den Einfluss der Menschheit auf das Überleben verschiedener Arten aufzeigt; zum anderen das Kapitel zu den „Höhlenmalereien von Lascaux“, welches einerseits den menschlichen Drang beschreibt, Kunst zu erschaffen und zu hinterlassen, dem aber andererseits die Marginalität des Menschen im Paläolithikum entgegengesetzt wird. Das Kapitel, in welchem John Green die Absurdität des Anthropozäns und das Wesen der Menschheit in meinen Augen jedoch am besten verdeutlicht, ist jenes zu „Den Pinguinen aus Madagaskar“. Da kann ich allen nur empfehlen: Lest dieses Kapitel!

Um dem Buch und seiner Aufmachung gerecht zu werden, vergebe ich abschließend 4 Sterne 😉. Da viele Kapitel für mich als nicht-US-Amerikanerin eher verwirrend oder uninteressant waren, muss ich leider einen Stern abziehen. Dennoch hatte ich ein unterhaltsames, emotionales und nachdenklich machendes Leseerlebnis – ich werde bestimmt noch das ein oder andere Mal zu diesem Buch greifen, um einzelne Kapitel nachzulesen!