Was bedeutet es, im Anthropozän zu leben?

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möp Avatar

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„Der Begriff Anthropozän ist die vorgeschlagene Bezeichnung für das gegenwärtige geologische Zeitalter, in dem der Mensch den Planeten und seine Biodiversität grundlegend verändert hat.“
Seite 15

Spätestens seit die Verfilmung seines gleichnamigen Romans „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ im Jahr 2014 junge Kinozuschauer:innen begeisterte, ist der amerikanische Autor John Green zu internationaler Bekanntheit gelangt. Bislang veröffentlichte er überwiegend Jugendromane, nun hat er mit seinem neuen Titel einen Genre-Wechsel vollzogen. „Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?“ ist sein erstes Sachbuch. Es handelt sich um eine Sammlung von Essays „zum Leben auf der Erde“, in denen John Green in Anknüpfung an seine frühere Karriere als Buchrezensent für „Booklist“ Bewertungen für so ziemlich alles formuliert, was ihn am Leben fasziniert. Wir erfahren, warum die Pinguine aus Madagaskar den Autor so begeistern, was genau ihn an Kanadagänsen unendlich nervt und wie er eigentlich zum Internet steht. Im Rahmen seines Bewertungskonzepts ist John Green vor allem eines: Konsequent. Sowohl die obligatorische Copyright-Seite als auch die abschließende Eigenwerbungsseite werden einer wohl begründeten Bewertung unterzogen.

„Ich lebe im Internet und ich habe keine Ahnung, was das eigentlich bedeutet. Ich gebe dem Internet drei Sterne.“
Seite 101

Verheißungsvoll kündigt der Klappentext an, dass dieser Titel „unsere Lebenswirklichkeit“ sowie die „menschengemachte Gegenwart“ in den Blick nehme. Dies ist zwar in dieser Vagheit nicht falsch, doch so möchte ich ergänzen, dass John Green über weite Teile eine amerikanische Perspektive auf die Gegenwart einnimmt. Allzu oft schreibt er über Veranstaltungen, Traditionen oder Produkte, mit denen durchschnittliche Europäer:innen nicht viel anzufangen wissen. Einige Essays empfand ich eher als langweilig, da ich mir den Hintergrund der Bewertung nicht ohne weitere Recherche erschließen konnte.

Seinen lebendigen und humorvollen Schreibstil ließ John Green glücklicherweise auch in einem sachlichen Rahmen nicht vermissen. Neu ist die starke persönliche Note, die er diesem Text verliehen hat. Wer also schon immer mal einen authentischen Blick auf den überaus sympathischen Menschen hinter den erfolgreichen Bestsellern werfen wollte, wird hier spannende Einblicke erleben. In gewohnter Ausdruckstärke nimmt John Green uns mit in seine höchstpersönliche Gedankenwelt.

Fazit
Insgesamt war der neue John Green eine nette Feierabend-Lektüre, durch die ich viel Neues über die (amerikanische) Gegenwart gelernt habe, obgleich ich gestehen muss, dass mir einige Texte doch sehr fremd blieben. Ich gebe „Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?“ wohlwollende vier Sterne.