Kitty beißt sich durch

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Inhalt
Als Kitty Talbots Vater stirbt und ihr Verlobter sie verlässt, muss sie einen Weg finden, sich und ihre vier jüngeren Schwestern zu versorgen. Ein Ehemann muss her, so reich wie möglich. Also zieht Kitty mithilfe einer alten Freundin ihrer Mutter durch die Ballsäle Londons, wo sie schnell einen Verehrer findet. Doch dessen älterer Bruder, Lord Radcliffe, durchschaut ihren Plan und versucht mit allen Mitteln, diesen zu durchkreuzen. Wenn sie von seinem Bruder ablassen soll, muss er ihr eben helfen, einen anderen Zukünftigen zu finden, meint Kitty. Das tut er aber immer weniger gern …


Meinung
Das Cover des Romans ist zauberhaft aufgemacht, vor allem für jene, die ein bisschen Kitsch vertragen können. Ein Hingucker ist es allemal und auch die Story klingt laut Klappentext lesenswert. Das ist sie im Prinzip auch, nur leider setzt sie stark auf Altbekanntes und verliert sich so in festgezurrten Rollen und einer recht vorhersehbaren Handlung, die deswegen einige Längen entwickelt. Sprachlich weiß sie zu überzeugen, das Ende kommt jedoch etwas zu rasch und die vom Leser erhoffte große Liebeserklärung bleibt leider aus.
Kitty ist die Älteste von fünf Schwestern, die der Vater nicht nur mittellos, sondern auch noch mit Schulden hinterlässt. Ihr Verlobter lässt sie auf eine schmähliche Weise sitzen und sie weiß zunächst nicht, wie es weitergehen soll. Ihre Schwestern und die alte Freundin der Mutter sind als Nebenfiguren interessant und liebevoll erdacht, kommen aber leider recht kurz.
Kitty stößt in London schnell auf einen jungen Mann, der ziemlich unbedarft und sehr blauäugig daherkommt. Er lässt sich von ihr einlullen, nicht einmal geschickt gemacht. Kitty und die Autorin verhehlen keinen Augenblick, dass es nur ums Geld geht. Die Protagonistin geht recht progressiv vor und scheut vor nichts zurück. Das macht sie nicht unbedingt immer sympathisch, auch wenn stets die Schwestern und deren mögliches Schicksal erwähnt werden. Einige Gewissensbisse (mehr) hätte die Figur gut vertragen können.
Lord Radcliffe, im Krieg mental geschwächt, ist eine Figur, die nicht immer ganz zu fassen ist. Auch er scheint ein wenig zu gezeichnet, wirkt jedoch immer glaubhaft. Er und Kitty treffen regelmäßig aufeinander, wenn leider auch oft nur in einer schier endlosen Abfolge von Bällen und anderen gesellschaftlichen Zusammenkünften. Ein bisschen mehr Abwechslung hätte es hier schon geben dürfen, da zunächst kein Ende in Sicht. Auch die Beziehung der beiden stagniert ab einem gewissen Punkt, bis es dann kurz vor Ende ein seltsames Zusammenkommen gibt, das leider so gar nicht ans Herz gehen will. Nur die finanzielle Lage ist geklärt, was für eine Freude für Kitty …
Obwohl „Wie man sich einen Lord angelt“ gut erzählt wird und anfänglich voll zu überzeugen weiß, weicht die Handlung schließlich zu sehr auf und verliert sich in sich selbst, so dass der Roman leider nicht lange im Gedächtnis bleiben wird.