Die erste Liebe - unvergessen! Ist sie einmalig?

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gucci Avatar

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Im Buchhandel wäre ich an dem Roman vorbeigelaufen, weil Buchcover & Titel; Klappentext und dann noch unbekannte Autorin nicht meinem Zugriffsschema entsprechen. Das Buchcover ist hübsch mit der pastelligen Zeichnung.

Die Hauptperson Janna ist eine Buchprotagonistin, die die Autorin bewusst so angelegt hat, mit dem Wissen, dass viele Leserinnen mit ihr zu kämpfen haben. Dies ist ungewöhnlich und es benötigt Lesezeit, dies zu akzeptieren. Janna ist eine junge Frau, Ende 30, die mit ihrem Mann das vormals schwiegerväterliche Architekturbüro mit 30 Angestellten leitet. Zwei Kinder im Alter von 13 und 5 machen das Modell „Happy Family“ erstrebenswert. Beide Partner arbeiten viel, kümmern sich aber auch gemeinsam um die Kinder. Beruflich verbringen sie viel Zeit miteinander, die gegenseitige Liebe ist über allem auf der Strecke geblieben. Simon ist selbst- und erfolgsbewusst; Janna ständig an sich zweifelnd. Sie erkennt, dass sie mit Simon über das sprechen sollte, was ihr in der Ehe verloren gegangen ist. Allerdings wählt sie für dieses Thema schlechte Zeitpunkte und auch indirekte Kommunikation. An der Verwirrung trägt Simon auch einen großen Teil, so hat er Maris, einen ehemaligen Kommilitonen, ohne es mit Janna zu besprechen, für ein Projekt engagiert. Er weiß nicht, dass Jannas große Liebe vor 15 Jahren Maris galt und die Trennung ohne Klärung erfolgt ist. So ist Janna unglücklich in ihrer Ehe, unzufrieden mit Simons Handeln und der Begegnung mit Maris – verständlich – ablehnend.

Nicht verstanden habe ich, warum die Autorin den liebenswerten Vater von Janna, mit gerade mal Mitte 60, uns Lesern vor der ersten Begegnung im Buch so beschreibt, dass man meint, er wäre gute 15 Jahre älter. Das Ende vom Roman ist passend und ich bin dafür, dass dieser als Stand-Alone existiert und keine Fortsetzung veröffentlicht wird. Wie es weitergehen könnte, dafür hat die Autorin genügend angerisssen und Leserphantasie angestachelt. Gefallen hat mir der Handlungsort, Braunschweig, eine Stadt, die man ruhig mal besuchen könnte.

Nach dem Lesen des Klappentextes hatte ich leider keine große Neugierde/ Interesse auf die Geschichte verspürt und hatte so auch keine großen Erwartungen an ein großes Leseerlebnis. Der Leseeindruck einer Freundin, machte Mut und ich griff erwartungsvoller zum Buch. Der Roman ist sprachlich ausgewogen, da gibt es nichts zu meckern. Die Geschichte wird gemächlich erzählt, das Papierschiffchen schwamm mit etwas Bewegungen im Fluss. Nach dem ersten Leseabschnitt, ca. 80 Seiten, hätte ich in anderen Fällen das Buch zur Seite gelegt und zu einem anderen Schmöker gegriffen.

Dadurch, dass ich das Buch zeitgleich mit anderen in einer Leserunde gelesen habe, die wirklich sehr stark und lebendig war mit viel Diskussion, bin ich dabei geblieben. Großer Dank an die Leserundenteilnehmerinnen und besonders der Autorin für die engagierte Begleitung. Dies war eine große Bereicherung!