Für die Ewigkeit

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Im Winter 1983 soll auf der Glienicker Brücke der spektakulärste Austausch von Agenten stattfinden; der kriminelle und in den USA zum Tode verurteilte Sohn eines Politbüromitgliedes soll gegen einen ranghohen KGB-Offizier mit dem Decknamen Pilger ausgetauscht werden, dessen Identität nur die Agentin Nina Winter kennt. Vor drei Jahren war Nina beim BND tätig und mit der Auswertung von Spionage-Informationen betraut. Pilger wollte sie und nur sie als seine Führungsoffizierin in Russland haben. Die Ereignisse von damals enden 1983 in einem Inferno und Nina muss sich die Frage stellen, inwiefern sie durch ihre Handlungen Schuld daran trägt.

„Atemzüge meißelten Angst in ihre Brust.“ (Seite 349)

Wenn Andreas Pflüger ein Buch schreibt, ist dies ein großes Ereignis für mich. Seit Jahren verschlinge ich alles, was aus seiner Feder stammt und bekomme nicht genug davon. Nun also ein politischer Thriller mit dem Schwerpunkt Spionage und Gegenspionage zu Zeiten des Kalten Krieges, in dem der politische Anteil einen unerwartet großen Raum einnimmt, was mich überrascht hat. Natürlich sind mir die damaligen Ereignisse noch im Gedächtnis, allerdings eher nebulös, denn ich war noch jung und politisch eher uninteressiert. Einer Auffrischung war ich insofern nicht abgeneigt, allerdings kann ich nicht behaupten, dass ich alles richtig verstanden hätte. Wie nicht anders zu erwarten, hat Andreas Pflüger akribisch recherchiert und auch, wenn die historischen Fakten durchaus interessant waren, haben mich diese stellenweise fast erschlagen. Immer wieder musste ich selbst nachforschen, denn auch wenn mir die Abkürzungen BKA, BND, AA, KGB, CIA oder UdSSR geläufig waren, wie wahrscheinlich den meisten Leserinnen und Lesern, konnte ich mit VF, UpDK, OPPA, ZK, KPdSU, HVA, WDNCh herzlich wenig anfangen. Auch die vielen russischen Namen, Orte und sonstigen Bezeichnungen waren ungewohnt für mich; alles in allem war höchste Konzentration gefragt, um den Geschehnissen folgen zu können. Belohnt wurde ich durch den Werdegang von Nina sowie die Beziehung von Nina zu Pilger und weiteren Personen, die ebenfalls eine große Rolle spielten.

„Sie wollte immer ewig leben, aber nie unsterblich sein. Bis zu jener Nacht, in der sie geglaubt hatte, sie sei die Frau, um die sich die Erde drehte. Die über kochende Meere tanzte und sie zu Eis erstarren ließ. Weil ihr danach war.“ (Seite 9)

Sprachlich konnte der Autor mich wie immer begeistern, Sätze einer Poesie gleich, die mich markieren ließen, was das Zeug hält. Zusammen mit dem grandiosen Humor, ergab dies eine Mischung, die mich begeistert und zufrieden durch die Seiten fliegen ließ, in Erwartung eines Endes, dessen Ausgang lange ungewiss war. Meine Vorstellung und Hoffnung trieb mich an, atemlos verfolgte ich die Ereignisse, war auf Spannung, hielt die Luft an und hatte Angst vor dem, was kommt. Das Ende dann, das war meisterlich! Fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir.