Parallelwelt der Geheimdienste

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rflieder Avatar

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Zweifellos ein spannender Spionage-Thriller. Ich habe mich schnell hineingelesen und ihn innerhalb weniger Tage verschlungen. Das Buch von Andreas Pflüger enthält alles, was in diesem Genre erwartet werden kann: Jede Menge Action, private Beziehungen, Bezüge zur realen Historie (es spielt während des Kalten Krieges Anfang der 80er Jahre). Das Leben eines Spionageagenten/einer Agentin wird durchaus plausibel beschrieben. Anfangs hat mich verwirrt und ein bisschen gestört, dass der Thriller nicht chronologisch aufgebaut ist; er beginnt mit einem spektakulären misslingenden Agentenaustausch auf der Glienicker Brücke im Jahr 1983, um dann die Vorgeschichte(n) seit 1980 aufzuarbeiten. Immer wieder werden aber neuere Ereignisse eingestreut. Sicher eine Methode, den Spannungspegel aufrecht zu erhalten und zu steigern, was auch gelungen ist.
Gewöhnungsbedürftig finde ich die übertrieben vielen Metaphern für alles Mögliche von den Gefühlszuständen der handelnden Personen bis hin zu den benutzten Waffen. Die vielen Gewalttaten und wie sie verharmlosend beschrieben werden. So werden Menschen nicht einfach erschossen bzw. umgebracht, sondern es fliegt eine 7g schwere Kugel mit 274 m/s in 0,00365 Sekunden auf Goliaths Nasenspitze zu. Das ist mir einfach zu Gewalt verherrlichend, wie es überhaupt gegen Ende zu viele Tote gibt. Einseitig ist die Beschreibung der unsympathischen Menschen, die sich zum Schluss als die Bösen herausstellen, und der sympathischen, die zugleich die Guten sind. Und dass die Protagonistin Nina Winter nach einer Kurzausbildung als BND-Agentin besser als alle überwiegend männlichen erfahrenen Kontrahenten ist und jede noch so gefährliche Situation überlebt, war zu erwarten, ist aber total übertrieben. Vielleicht aber das, was in diesem Genre vom Leser erwartet wird.
Fazit: Nicht uninteressant, aber mein Bedarf an Spionagethrillern ist erst einmal gedeckt.