Die englische Rose

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laura.liest.zuviel Avatar

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In ihrem neuen Roman entführt uns Autorin Katharina Herzog zusammen mit den Schwestern Emilia und Clara auf die deutsche Ostseeinsel Usedom und ins englische Kent. Das ungewöhnliche Setting hat einen besonderen Reiz auf mich ausgeübt und war einer der Hauptgründe, warum ich das Buch lesen wollte.

Der andere war, dass ich bereits Bücher der Autorin gelesen habe, und immer ein Fan des Schreibstils war. Der hat mir auch in Wie Träume im Sommerwind wieder gut gefallen und stellt einen der positiven Aspekte des Buches dar.

Die beiden Protagonistinnen führen uns in je einem Handlungsstrang durch das Buch, wobei von Clara die Vergangenheit und von Emilia die Zukunft näher beleuchtet wird. Beide hatten ihre Höhepunkte, wobei mir Claras Geschichte einen Ticken besser gefallen hat. Einer der Gründe dafür dürfte gewesen sein, dass Vergangenheits-Clara zu diesem Zeitpunkt mit knapp 19 Jahren eher meiner Altersgruppe entsprochen hat, als Emilia, die um die 30 ist. Es war aber nicht nur das Alter, dass dafür gesorgt hat, dass ich Emilia weniger mochte Die Darstellung ihres Charakters, der teilweise sehr kindisch und unreif war, hat auch mit hineingespielt. Da hat Clara einfach mehr dem Bild der typischen Protagonistin entsprochen, während Emilia etwas verloren in der Rolle wirkte. Meines Erachtens nach hat Emilia aber auch weniger Raum in der Geschichte erhalten und musste sich daher eher hintergründig entwickeln. Denn letztendlich spielt Clara trotz Koma ironischerweise in beiden Erzählsträngen die Hauptrolle, denn es sind ihre Geheimnisse die gelüftet werden und auch der Schauplatz des englischen Kents ist durch Clara geprägt worden. Emilia, die sich immer von ihrer Schwester in den Schatten gedrängt fühlte, war also auch in ihrer eigenen Geschichte etwas unterrepräsentiert.

Das harmonisiert dann wohl auf gewisse Art mit dem männlichen Protagonisten Josh, denn auch dieser hatte eigentlich mehr Potenzial als letztendlich genutzt wurde. Bis auf wenige Schlüsselszenen ist ihm nämlich eher eine Nebenrolle vorbehalten und sein persönlicher Hintergrund wird in den letzten Kapiteln des Buches auf wenigen Seiten abgekanzelt. Dadurch wirkte der romantische Aspekt des Buches etwas lieblos oder zumindest unbedeutend. Emotional mitgerissen hat mich zumindest die Liebesgeschichte eher weniger.

Das Familiendrama, das im Mittelpunkt des Buches steht, wartet da schon mit etwas mehr emotionaler Spannung auf, denn man fiebert Claras Genesung entgegen und wartet zugleich auf das Lüften ihres Geheimnisses. Dieser Aspekt des Buches war es auch, der mich immer wieder zum Weiterlesen motiviert hat, denn die Handlung war einfach interessant und hat auch durch einige besondere Themen, wie die Rosengärtnerei und die Wirkung von Düften, einen speziellen Touch erhalten, der dafür sorgt, dass man das Buch im Gedächtnis behält.

Alles in allem ein unterhaltsamer Roman, der ein Familiendrama in den Vordergrund schiebt und eher in leisen Tönen von einer Liebesgeschichte erzählt.