Kleine Geheimnisse und unvorhersehbare Wendungen sorgen für eine unterhaltsame Lektüre

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In ihrem Roman „Wie Träume im Sommerwind“ stellt Katharina Herzog die Schwestern Clara und Emilia in den Mittelpunkt. Sie wachsen auf dem Rosenhof ihrer Eltern auf Usedom auf. Bereits das Cover ließ mich als Leserin von Rosen, Sonne und Meer träumen, doch die Protagonistinnen haben einige Lebensstürme zu bewältigen.
Schon in ihrer Kindheit beteiligen beide sich an kleinen Tätigkeiten auf dem Hof rund um die Rosen, doch sie sind vom Charakter her verschieden. Clara ist fest mit ihrer Heimat verwurzelt und kann sich ein Leben jenseits des Rosenhofs nicht vorstellen. Aber Emilia, die drei Jahre jünger ist als ihre Schwester, fühlt sich eingeengt, versteht es bereits früh durch ihr Verhalten gelegentlich zu provozieren und möchte ihrem Berufswunsch als Parfumeurin nach Paris. Dort erreicht sie im Sommer 2019 die Nachricht, dass ihre Schwester einen schweren Autounfall hatte und im Koma liegt.

Emilia, die inzwischen 31 Jahre alt ist, reist so schnell wie möglich in die Heimat. Dort wird sie mit weiteren Hiobsbotschaften konfrontiert, die ihre Welt auf den Kopf stellen, denn ihre Eltern stehen kurz vor der Scheidung und der Rosenhof steuert auf die Insolvenz zu. Ein von Clara verstecktes Foto, welches Emilia durch Zufall findet, lässt sie ein Geheimnis dahinter vermuten, dass sie nach Kent in England führt. Auch sie selbst war nicht mit allem offen gegenüber ihrer Familie.

Der Nachbarssohn Josh ist seit der Jugendzeit für die Schwestern da. Emilia war immer eifersüchtig auf sein besonders gutes Verhältnis zu Clara, sie fühlte sich zurückgewiesen. Jetzt freut sie sich über seine Hilfe und spürt, dass auch ihn etwas bedrückt. Lange unterdrückte Gefühle ihm gegenüber drängen ans Tageslicht und neben ihrem ganzen Kummer fühlt sie sich nun auch in Sachen Liebe in einem Zwiespalt.

Katharina Herzog lässt ihre Geschichte auf zwei Zeitebenen spielen. Während Emilia aufgrund des Unfalls ihrer Schwester nach Hause zurückkehrt und damit beginnt, Geheimnisse aus der Vergangenheit aufzudecken, hatte ich die Möglichkeit an Claras Seite nach Kent ins Jahr 1999 zu reisen. In England verbringt sie die Sommerferien vor ihrer Ausbildung auf dem Hof bei einer Freundin der Mutter, deren Ehemann Gärtner ist. Immer wieder wechselt die Erzählung hierhin, denn dadurch klären sich im Laufe der Zeit einige Zusammenhänge. Unterdessen wurde ich in der Gegenwart am Schluss des vorigen Kapitels meist mit einem kleinen Cliffhanger zurückgelassen, was mich veranlasste, schnellst weiterzulesen.

Ihre Figuren hat die Autorin fest in der Hand und begrenzt sie auf eine überschaubare Anzahl. Sie gibt ihnen Gelegenheit ihr Verhalten zu überdenken und zu ändern. Die Sorgen und Ängste, aber auch die Hoffnung, dass sich doch noch alles zum Guten wendet sind realistisch dargestellt. Auf dem Rosenhof und in Kent dreht sich vieles um duftende Rosen, so dass man beinahe glaubt, den Geruch zwischen den Buchseiten wahrzunehmen. Zwischen den Zeilen ist die Begeisterung der Autorin für die Gärten von Südengland herauszulesen.

In ihrem Roman „Wie Träume im Sommerwind“ zeigt Katharina Herzog, dass Träume nicht nur Schäume sein müssen. Auch ein Scheitern kann man akzeptieren und manchmal bildet sich daraus noch etwas Gutes. Kleine Geheimnisse, unvorhersehbare Wendungen, Liebe und Vertrauen begleiteten mich durch die Geschichte und sorgten für eine unterhaltsame Lektüre, die ich gerne weiterempfehle.