Der Mensch und seine "Superkraft"

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marialein Avatar

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Aus heutiger Sicht erscheint es uns so selbstverständlich, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist und allein über die Natur herrscht. Tatsächlich waren unsere Vorfahren vor Tausenden von Jahren aber eigentlich nur eine Tierart unter vielen. Wie es dazu kam, dass der Mensch nach und nach die Welt eroberte, ist nicht nur für Erwachsene, sondern gerade auch für Kinder, die sich nach und nach ihrer Macht über die Umwelt bewusst werden, sehr spannend.

Yuval Noah Harari gelingt es, dieses komplexe Thema sehr anschaulich und auch für Kinder verständlich zu erklären. Schon die graphische Gestaltung bereitet reinstes Lesevergnügen und ist durch zahlreiche Bilder und farbig hervorgehobene Passagen im Text für Kinder sehr unterhaltsam. An einer Stelle hätte ich mir etwas mehr Bilder, am besten noch mit Beschriftung, gewünscht, nämlich wo von all den ausgestorbenen Tierarten die Rede ist; schließlich weiß nicht jeder, und erst recht nicht jedes Kind, wie ein Thylacoleo oder ein Diprotodon eigentlich ausgesehen hat. Ansonsten war die bildliche Gestaltung aber rundum gelungen.

Auch sprachlich schafft es das Buch, den Lesern das Thema so anschaulich wie möglich zu vermitteln. Anhand zahlreicher Parallelen zur heutigen Zeit erklärt der Autor, wie unsere Vorfahren lebten, wie sie sich über den gesamten Planeten ausgebreitet haben und woher wir unser Wissen über sie eigentlich gewonnen haben. Besonders ausführlich und eindrücklich beschreibt Harari die ganz besondere Superkraft, die uns von den Tieren und auch den anderen Menschenarten unterscheidet und uns zum Herrscher über die Welt machte. Diese Gedanken fand auch ich aus Erwachsenensicht sehr interessant, weil mir nie bewusst war, was für eine Macht dieser eine spezielle Aspekt – den ich hier nicht benennen will, weil er in dem Buch auch so groß angekündigt wurde, dass es mir wie ein Spoiler erscheinen würde – so eine Macht hat. Ich hatte weitere Anekdoten à la Entdeckung des Feuers, Entwicklung von Werkzeugen usw. erwartet, hatte aber diesen unscheinbaren Aspekt zu Unrecht unterschätzt.

Natürlich stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage nach unserem zerstörerischen Potenzial und unserer heutigen Verantwortung für das Überleben des Planeten. Da gelingt dem Autor der Bogen ganz gut über die historischen Fakten, die relative „Unschuld“ der damals lebenden Menschen einerseits und unserer heutigen Verantwortung andererseits. Somit wird das Werk auch ganz gut dadurch abgerundet, dass man als Leser, ob groß oder klein, sich nach der Lektüre richtig mächtig fühlt und diese Macht auch sofort zum Schutz unserer Umwelt einsetzen will. Ein Buch, das neben dem sehr interessanten Wissen ein derartiges Statement vermittelt, sollte auf jeden Fall von möglichst vielen gelesen werden!