Gerne mehr davon

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inyanmni Avatar

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Das Cover der „Wiener Totenlieder“ gefällt mir farblich und vom Motiv her sehr gut. Witzig finde ich, dass ein ‚n‘ und ein ‚d‘ ineinanderlaufen, was – passend zum Schauplatz des Krimis – an einen Notenschlüssel erinnert. Auch die beiden vorangestellten Zitate gefallen mir; solche Einleitungen machen mich grundsätzlich neugierig auf ein Buch.

Bereits im Prolog geschieht mitten in einer Premiere an der Wiener Oper ein Mord und beendet schlagartig die Hoffnungen des Tenors Wilhelm Neumann, mit 32 Jahren doch noch eine ganz große Karriere zu starten. Wie sich später herausstellt, ist dies bereits der zweite Mord an diesem Schauplatz, an dem man dank der lebhaften Beschreibungen sofort versetzt wird. Im ersten Kapitel lernt der Leser die Hauptfigur des Romans, (Car)Lotta Fiore, kennen. Nachdem es mit einer Karriere als Opernsängerin und bei der Polizei nicht geklappt hat, soll die mittlerweile als Kaufhausdetektivin arbeitende Lotta dem Kommissar Hannes Fischer bei der Aufklärung der Opernmorde helfen – eingeschleust als Statistin und unterstützt von einem ehemaligen Polizisten, der seinen Lebensunterhalt jetzt als Clown Foxi verdient. Mysteriös ist der Einschub „Das Mädchen“, in dem eine Vierjährige aus einem Alptraum erwacht und sich dennoch nicht in der ihr bekannten Umgebung wiederfindet. Was es damit auf sich hat, bleibt zunächst offen, erzeugt aber sofort Spannung.

Da Lottas Erlebnisse sehr flüssig und glaubhaft aus der Ich-Perspektive geschildert sind, fällt es leicht, sich schnell in sie hinein zu versetzen. Sie hatte früher ein Verhältnis mit Kommissar Fischer, wird wahrscheinlich im Laufe des Romans mit ihrem neuen Ermittlungspartner anbandeln, verfügt außerdem über Beobachterfähigkeiten à la Sherlock Holmes und nimmt kein Blatt vor den Mund: das kann man mögen, muss man aber nicht. Mir gefällt es jedenfalls ausgesprochen gut und ich würde sehr gerne weiterlesen.