Der gelebte Tot auf der Bühne

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
daphne1962 Avatar

Von

Hinter dem Bühnenvorhang der Wiener Oper spielen sich nervenaufreibende Szenen ab. Nachdem nun auch noch ein Tenor in
seinem exzentrischen Kostüm auf der Bühne tot zusammen bricht, während der Mozartaufführung der "Zauberflöte", schürt es
unter den Darstellern und Mitarbeitern Ängste und Misstrauen. Kurz zuvor wurde schon eine Soubrette von der Kulisse
erschlagen. Dachte man da noch an einen tragischen Unglücksfall, wurde man jetzt eines besseren belehrt.

Theresa Prammer kennt sich aus in der Theaterwelt. Ist sie doch selbst eine von ihnen. Wer jetzt allerdings eine typische
Ermittlung erwartet, der irrt. Wir erleben hier zunächst den spannenden Alltag in einem Opernhaus, wie er in jeder Stadt
gelebt wird, mit all ihren affektierten Sängern, Diven, neidischen Tänzerinnen, überzogenen Kostümbildnern und unter
Klaustrophobie leidenden Souffleusen. Nicht zu vergessen die Chorproben und Premieren von Opern, Operetten mit täglich
wechselndem Programm. Statt die Oper zu schließen, hat die Direktorin mit Umbesetzungen und Kürzungen des Ensembles
zu tun, nachdem immer mehr Krankmeldungen eintrudeln.

Dazu gesellt sich nun noch Carlotta Fiore, Tochter einer einst berühmten Operndiva Maria Fiore, die sich komplett dem
Leben von Theater zurückgezogen hat. Die Polizeikarriere scheiterte ebenfalls, so das sie sich als Kaufhausdetektivin
verdingt. Lediglich der warme Geldsegen konnte sie von einer "Undercover-Tätigkeit" überzeugen, da die Polizei mit ihren
Ermittlungen nicht weiter kommt.

An ihrer Seite Konrad Fürst, der seine Brötchen als "Clown-Darsteller" verdient und ebenfalls eine gescheiterte Polizeikarriere
hinter sich hat. Das perfekte Team sollte man meinen. Aber hier sind 2 gebrochene Existenzen zusammen gefügt worden,
die mit ihrem eigenen Päckchen schwer zu tragen haben.

Die Autorin hat mit ihrem Debütroman eine routinierte und durchaus spannende Geschichte erzählt, die sehr fesselnd und
unterhaltsam war und mich total in ihren Bann zog. Hoffentlich dürfen wir uns auf ein weiteres und gelungenes Buch in naher
Zukunft freuen.

Soubrette = Ist ein weibliches Rollenfach im Sprechtheater und in Oper, Operette und Singspiel die muntere Sängerin.
Tenorbuffo = ist eine leichte Tenorstimme, die für heitere, wenig dramatische Spielrollen in Oper und vor allem Operette
eingesetzt wird. Er ist so beweglich wie ein lyrischer Tenor, aber weniger schwer und strahlend als der
Heldentenor oder ein Tenor des Charakterfachs. (Wikipedia)

Die Autorin
Theresa Prammer Jahrgang 1974 in Wien, hatte Engagements als Schauspielerin unter anderem am Burgtheater, den
Festspielen Wunsiedel und an der Volksoper. Seit sieben Jahren arbeitet sie außerdem als Regisseurin. 2006 gründete sie
mit ihrem Mann das Sommertheater »Komödienspiele Neulengbach«. Theresa Prammer lebt abwechselnd in Wien und
in Reichenau an der Rax. Wiener Totenlieder ist ihr Krimidebüt