ein unterhaltsames Krimivergnügen mit ungewöhnlichem Schauplatz

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hiclaire Avatar

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Die Leseprobe hat mir sehr gut gefallen und mit der Wiener Oper hat Theresa Prammer einen Schauplatz gewählt, der eine interessante Abwechslung verspricht.

Im Mittelpunkt dieses Krimis steht Carlotta Fiore, Tochter einer berühmten Opernsängerin. Sie ist erst 28 Jahre alt, aber schon das, was man eine verkrachte Existenz nennt. Eine Karriere als Sängerin wie ihre Mutter blieb ihr ebenso versagt wie eine Laufbahn bei der Polizei. Nun arbeitet sie als Kaufhausdetektivin, hat ein Alkohol- und Identitätsproblem und scheint beziehungsunfähig. Trotzdem schließt man sie rasch ins Herz, denn sie jammert und klagt nicht, sondern verschanzt ihre Sensibilität hinter einer rauen, spitzzüngigen Fassade und einer ordentlichen Portion ironischem Humor. Wie man im Laufe der Geschichte erfährt, hat ihr das Leben wirklich übel mitgespielt.

Als an der Wiener Oper zu Todesfällen kommt, sieht sich die Polizei vor Probleme gestellt, denn die Mitarbeiter zeigen sich wenig kooperationsbereit. In der Hoffnung, dass Lotta die früheren Kontakte zur Oper einige Türen öffnen, wird sie auf etwas umständliche Weise engagiert. Ebenso wie Konrad Fürst, ein ehemaliger Kriminalkommissar, auch mit problematischer Vergangenheit.
Bei dieser Konstellation könnte man eine schwermütige, düstere Atmosphäre vermuten, doch es gelingt der Autorin, bei allem Drama und Leid ein Gefühl von Leichtigkeit in ihren Roman zu bringen. Der oftmals flapsige Erzählton und auch die Figuren haben so was leicht schräg-makabres und lassen einen immer wieder schmunzeln. Zimperlich geht es nicht zu in Wiener Totenlieder. Die Todesfälle sind zwar irgendwie originell, werden aber zunehmend grausamer und bizarrer. Zusätzlich sorgt noch ein durchgeknallter Stalker für Aufregung.
Zum Ende hin gibt es einen absolut „bühnenreifen“ Showdown.

Die reine Krimihandlung ist sicher nicht die Stärke des Buches. Zu plötzlich und konstruiert kommt die Auflösung daher. Auch hat die Autorin für meinen Geschmack zu viel an persönlichen, nicht sonderlich glaubwürdigen Wendungen hinein gepackt, diese dann aber immerhin schlüssig verknüpft.

Ich habe das Buch trotzdem sehr gerne gelesen. Es ist unterhaltsam und fesselnd geschrieben, die Figuren originell und überzeugend, der Blick hinter die Kulissen der Wiener Opernbühne war so interessant wie erhofft.

Es scheint Teil 1 einer geplanten Reihe zu sein und ich würde mich freuen zu lesen, wie es mit Carlotta und Co. weitergeht.