Ein wenig morbid und sehr lesenswert

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ilonar. Avatar

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Ein etwas ungewöhnlicher Krimi in vielerlei Hinsicht: Tatort und teilweise auch die Mordwaffen zumindest sind schon besonders und nebenbei erfährt man eine Menge Details, wie so ein großes Opernhaus hinter den Kulissen funktioniert, technisch, organisatorisch und nicht zuletzt auch menschlich.

Während einer Vorstellung bricht der Tenor auf offener Bühne tot zusammen, zunächst gehen alle von einem Unfall aus, aber schon bald wird bei den ersten Befragungen deutlich, dass der Sänger ermordet wurde. Und man findet auch heraus, dass es offensichtlich einen Zusammenhang zu einem vorherigen Todesfall gibt.
Hannes Fischer, einer der ermittelnden Polizisten, überredet Carlotta Fiore, Tochter einer berühmten Sängerin und im Berufsleben eine wenig erfolgreiche ehemalige Polizeianwärterin und heutige Ladendetektivin, sich als Statistin in das Opernhaus und das Ensemble einschleusen zu lassen. Ihr Partner bei diesem Auftrag ist Konrad Fürst, ein unehrenhaft aus dem Dienst ausgeschiedener Polizist, dessen damals vierjährige Tochter vor mehr als 20 Jahren spurlos verschwunden ist. Eine Leiche wurde nie gefunden, der Fall nie aufgeklärt. Fürst hat sein Leben seither nie wieder richtig in den Griff bekommen.
Nun verbringen die beiden ihre Tage, und wenn Vorstellungen sind, auch Abende im Wiener Opernhaus, das trotz weiterer Morde nicht geschlossen wird. Im Gegenteil, die tragischen Ereignisse kurbeln den Kartenverkauf gehörig an und das gefällt natürlich der Direktorin, auch sie eine Figur, die man nur sehr schwer einschätzen kann. Man folgt daher den Gedanken der Autorin, ob diese Ereignisse jetzt möglicherweise bewusst genutzt werden, um die Auslastung der Oper und die damit verbundenen wirtschaftlichen Vorteile zu stärken, ohne Arg und sieht eine mögliche Verbindung der Direktorin zu den Morden als durchaus möglich an.
Die beiden „Ermittler“ bekommen eine Menge Einblicke und – sie kommen dem Mörder offenbar immer näher, auch wenn sie selbst diese Verbindungen erst einmal noch nicht sehen.
Die fortlaufende Krimihandlung wird immer mal wieder unterbrochen von Tagebucheinträgen eines „Mädchens“, das von immer wiederkehrenden Alpträumen geplagt wird, sich schließlich einer Lehrerin anvertraut und von ihr in entsprechende Therapiesitzungen gebracht wird. Bei diesen bedrückenden Einschüben geht es offensichtlich um die Kindheit einer der heute beteiligten Frauen wie ohnehin die Verbindungen der verschiedenen Morde in der der Vergangenheit liegen müssen. Das steht für Lotta und Konrad mittlerweile fest, nur welche Verbindungen sind es, die hier wichtig sind. Der Mörder agiert mittlerweile im direkten Umfeld der Beteiligten und Lotta gerät in ernsthafte Gefahr.
Die Lösung des Falls wie auch die Auflösung um wessen Tagebücher es sich gehandelt hat, entlädt sich in einem rasanten Showdown, der zudem wieder einmal belegt, dass man sich als Leser und heimlicher (Mit)Ermittler doch ziemlich lange täuschen kann.
Dieser Debütroman ist schnell und flüssig zu lesen, wartet mit einer leicht morbiden Stimmung auf, die für mich sowohl zu Wien als auch zum Thema Oper sehr gut passt. Durchaus zur Lektüre empfohlen.