Mutter

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Das Ensemble am Wiener Opernhaus wird stark dezimiert. Jemand hat es vorrangig auf die durchschnittlichen Sänger und Sängerinnen abgesehen. Gemeinsam ist ihnen nur ein spektakulärer Tod entweder bei den Proben oder der Premiere. Kriminalkommissar Hannes Fischer ist verzweifelt, er bräuchte dringend Insider in der Oper, jemand der sich gut auskennt mit den Gepflogenheiten und den schwierigen Charakteren der Schauspieler. Zwei Personen könnten ihm als Undercover-Agenten vielleicht behilflich sein, Ex-Kollege Konrad Fürst, der etwas unrühmlich aus dem Dienst schied und sich jetzt eine Existenz als Clown aufgebaut hat, und seine Ex-Freundin und ehemalige Polizeidienstanwärterin Carlotta Fiore, Kaufhausdetektivin mit Gesangs-, Ballett und Schauspielunterricht. Bei letzterer weiß er, das er sie nur sehr schwer wird überzeugen können, erstens mit ihm wieder zusammen zu arbeiten und zweitens zurück an die Oper zu gehen…


Ein sehr bemerkenswerter Debütkrimi. Eine ausgefeilte Story, vermischt mit zahlreichen Perspektivwechseln, gut gelungenen Spannungsbögen und einem spektakulärem Finale. Doch der Leser ist auch sehr gefordert, denn zwischen die eigentliche Story hat die Autorin eine weitere Geschichte eingebaut, die eines Mädchens, bei der der Verdacht besteht, dass die Kleine entführt wurde. Da sowohl Konrad Fürst, als auch Carlotta eine sehr schwierige und teilweise dramatische Vergangenheit haben, ist nicht ganz klar mit wem diese Geschichte eine Verbindung hat oder haben wird. Es sind viele Erzählstränge die Theresa Prammer spinnt, sie fädelt sie jedoch gekonnt zu einem schlüssigen Ende, in dem auch ein wenig Hoffnung auf eine Fortsetzung aufflammt.
Der Blick hinter die Kulissen des Theaterbetriebs ist detailliert und realistisch geschildert, ungefähr auch so wie man es als Laie vermutet. Überall egoistische, egozentrische, erfolgsverwöhnte, machthungrige und dadurch teilweise brillante aber auch durchschnittlich begabte Individuen , die die Hoffnung nie aufgeben auch endlich ihr Talent so weit entwickelt zu haben, das auch sie zu den Großen gehören, ein Durchhaltewillen, der nicht immer von Erfolg gekrönt ist, bevölkern diese Kulturstätte, immer auf der Suche nach Ruhm und Beifall. Gefallen hat mir ganz besonders die Darstellung von Lottas innerer Zerrissenheit, die Tochter eines so großen Stars zu sein und die Erwartungshaltung die deren künstlerische Umgebung an sie hat, nie erfüllen konnte und kann. Eine unangenehme Situation sich ständig mit einer Überlebensgroßen Figur der eigenen Mutter zu messen, vielleicht hat ihr die Autorin deshalb so einen ungesunden Lebenswandel zugeschrieben. Normalerweise mag ich die übertriebene Darstellung solcher verkappten Existenzen nicht, wahrscheinlich weil dieser Stereotyp in den meisten (amerikanischen) Krimis vertreten ist. Hier macht es jedoch durchaus Sinn die Protagonisten genauso agieren zu lassen.
Zu guter Letzt möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich mich sehr gefreut habe endlich wieder ein Hardcover Buch in den Händen zu halten. Nicht das ich etwas gegen Paperback Bücher hätte, aber bei einem so spannenden Krimi sieht man es denen anhand der Leseknicke doch deutlich an.