Einfach ein tolles Konzept

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Ich habe bereits das Buch zur Wildkatze aus derselben Reihe rezensiert und war so begeistert, dass ich mir den Steinkauz auch gleich kaufen musste. Die Idee, Kindern (und Erwachsenen) die heimischen Wildtiere auf diese Art näherzubringen, finde ich einfach hervorragend. Das Konzept, dass zunächst durch eine Erzählung eine emotionale Verbindung zu den Tieren aufgebaut wird und dann allerlei Informationen in Sachbuchform kommen, scheint mir eine effiziente Methode zu sein, um Kindern den Wert von Naturschutz – gerade bei uns vor der Haustür – zu vermitteln. Auch hier wird die Erzählung von äußerst gelungenen, fast naturalistischen Zeichnungen begleitet, die kein bisschen langweilig oder billig aussehen, auch wenn sie in Schwarz-Weiß gehalten sind, und auch hier gibt es viele, viele tolle Fotos. Besonders die flauschigen Jungen sind einfach goldig.

Bei der Wildkatze beginnt die Geschichte mit der Aufzucht der Kleinen. Es geht im Wesentlichen um die verzweifelte Suche der Mutter nach einem neuen Zuhause. Hier bekommt man dagegen die Familiengründung von der Balz an mit. Immerhin ziehen beim Steinkauz Männchen und Weibchen die Jungen gemeinsam groß. Doch auch hier wird es dramatisch, überall lauern Gefahren, auch wenn Steinkäuze selbst Jäger sind.

Im Sachbuchteil lernt man z.B. wozu Steinkäuze ihre coole Wendezehe brauchen. Man erfährt, wie ein Tag im Leben eines Steinkauzes aussieht, welche Körperhaltungen was bedeuten, was als Nahrung in Frage kommt, wie der Steinkauz das Jahr verbringt. Ich liebe es, dass der Steinkauz auf seinem „Ausweis“foto genauso bedröppelt guckt wie viele Menschen auf ihrem Perso. Wie schon bei den Wildkatzen lernt man ganz am Ende, welche Gefahren dem Steinkauz von Menschen drohen und was man dagegen tun kann.

Mein einziger Kritikpunkt betrifft folgende Behauptung: „Nur in der deutschen Sprache wird zwischen Eule, Kauz und „Uhu“ unterschieden. In anderen Sprachen gibt es dafür nur ein Wort.“ (S. 43). Bei über 7000 Sprachen auf der Welt sollte man mit solchen Aussagen eher vorsichtig sein. Man muss allerdings auch nicht lange in „exotischen“ Sprachen wühlen, um ein Gegenbeispiel zu finden. Im gar nicht exotischen Russisch wird zumindest zwischen сова, /sová/ ,Eule‘ und филин /fílin/ ,Uhu‘ unterschieden. Was ich wiederum gut finde, ist, dass die wichtigsten Eulenarten wie „Schleiereule“ und „Habichtskauz“ mit kurzen Steckbriefen und Fotos vorgestellt werden. Ich finde es cool, dass ich sie jetzt unterscheiden kann, wenn ich sie in der Wildnis beobachte.

Wenn ich die beiden Bücher über Wildkatze und Steinkauz vergleiche, muss ich sagen, dass mir die Wildkatze doch ein kleines bisschen besser gefällt. Auch wenn ich die beiden Cover nebeneinanderhalte, zieht einen die Katze etwas mehr in den Bann. Dennoch sind beide Bücher erstklassig und vorbehaltlos zu empfehlen!