Ich bin etwas enttäuscht

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lulu Avatar

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Drei junge Frauen, die Bergfreundinnen Toni, Kaddi und Lisa, nehmen uns mit zu ihrem Fernwanderabenteuer durch die wilden Berge des Balkans. Der grenzüberschreitende Dreiländerwanderweg High Scardus Trail führt sie durch den Kosovo über Nordmazedonien bis nach Albanien.

Wir dürfen sie begleiten von den ersten Überlegungen zur Auswahl der Strecke und den vorbereitenden Einkäufen über die tagtäglichen Erfahrungen bis zur rückblickenden Einschätzung ihrer Erfahrungen. Dabei sind wir immer ganz nah dran, fühlen uns in den Beschreibungen fast als anwesende vierte Person, so detailliert und ehrlich sind die Beschreibungen. Selbst ihren Heulkrampf nach einer schlaflosen Nacht und einer nasskalten Landung im Bach enthält uns Toni nicht vor. Das ist wohltuend authentisch im Vergleich zu zahlreichen Instagram-Accounts mit optimierten Bildern und euphorischen Beschreibungen.

Vieles ist mir aber zu detailliert, interessiert mich gar nicht und bremst den Lesefluss. Nicht jedes Gespräch mit Zufallsbekanntschaften am Wegesrand und jedes Quietschen beim Öffnen der Thermosflasche muss detailliert beschrieben werden, und auch ein einseitiger Exkurs zum Thema Femizide in Deutschland hat mich eher irritiert als interessiert.

Ich hatte mich sehr auf diesen Erfahrungsbericht der drei gefreut und bin nun leider etwas enttäuscht vom Buch: Es wird mir etwas zu viel über Blasenpflaster, Schokoriegel und nasse Schlüpfer erzählt und zu wenig über die Länder, Geographie, Landschaft und Botanik. Manchmal blitzen diese Aspekte auf, so etwa Überlegungen zu den Geschlechterrollen in Nordmazedonien, doch sie gehen in den wortreichen Beschreibungen von Banalitäten unter. Schade!

Ich hatte mir mehr Fotos und Eindrücke vom Trail sowie Einblicke in die eher unbekannten Länder erhofft, also etwas mehr Reisebericht und weniger Selbsterfahrung.