Anders als erwartet

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„Wilde Minze“ hatte ich in der Englischen Version „Yerba Buena“ immer wieder auf Instagram gesehen und war schon damals neugierig geworden. Nun ist das Buch endlich auf deutsch erschienen und ich habe das zum Anlass genommen, es nun selbst zu lesen. Die Autorin Nina LaCour war mir vorher nicht bekannt, was wohl daran liegt, dass sie zuvor ausschließlich Jugendromane geschrieben hat. „Wilde Minze“ ist nun quasi ihr Debut in der Zielgruppe der Erwachsenen.

Hauptfiguren des Buches sind Emilie und Sara, die sich im Jugendalter kennenlernen. Beide machen eine schwierige Zeit durch und stellen mit dem Erwachsenwerden wichtige Weichen für ihre Zukunft. Zu Beginn des Buches ist Sara 14 Jahre alt und lebt mit ihrem Vater und ihrem Bruder zusammen, ihr Leben ist nach dem Tod er Mutter nicht gerade einfach. Emilies Umstände sind ganz anders, und doch ähnlich. Sie fühlt sich oft alleine, hat vor allem zu ihrer Schwester ein angespanntes Verhältnis. Aufgrund dieser Erfahrungen, scheint die beiden von Anfang an ein besonderes Band zu verbinden, als sie sich in der Bar Yerba Buena kennenlernen, und sie haben ein gewisses Verständnis füreinander, das während ihrer Entwicklungen immer wieder von Bedeutung sein wird.

Anhand des Covers bin ich davon ausgegangen, dass die Geschichte von Emilie und Sara eine Liebesgeschichte sein wird. Tatsächlich steht hier aber vor allem das Erwachsenwerden und die Entwicklung der Charaktere im Fokus. Stellenweise sehr melancholisch werden vor allem familiäre Beziehungen, Freundschaften und gesellschaftliche Themen betrachtet. Zwischendurch gab es dann leider einige Längen, die dem Lesevergnügen etwas geschadet haben. Das Setting hat jedoch einiges wieder aufgeholt. Saras Arbeit als Barkeeperin im Yerba Buena und Emilies Blumendesigns fand ich als Berufe toll ausgewählt und hatte einfach viel Spaß dabei, mir das im Geiste vorzustellen. Das Verhältnis der beiden ist sehr vielschichtig und nicht ganz einfach – für mich war hier Luft nach oben, die Authentizität hat mir aber gut gefallen.

Der Schreibstil war für mich sehr angenehm lesbar, hier ist die Übersetzung wohl sehr gut gelungen. Im Gegensatz dazu gab es immer wieder Zeitsprünge, die mich öfter mal verwirrt haben. Hier ist mir, auch im Nachhinein, nicht bewusst, was die Autorin mit diesem Stilmittel erreichen wollte. Sicher gut gemeint, für mich aber leider nicht gut umgesetzt.

„Wilde Minze“ war für mich ein ruhiger Roman, der meine Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte – was v.a. daran lag, dass der Klappentext bei mir einen anderen Eindruck geweckt hat. Die Thematik des Erwachsenwerdens ist trotz einiger Schwächen gut umgesetzt – Highlight dieser Geschichte bleibt für mich aber das Setting und die Bar Yerba Buena.