Eine unmögliche Geschichte

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buecherfan.wit Avatar

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In Cheryl Kaye Tardifs Roman “Wilder Fluss” steht die 32jährige Anthropologin Del Hawthorne im Mittelpunkt. Eines Tages bekommt sie im Hörsaal Besuch von einem alten Mann, der ihr vage bekannt vorkommt. Es handelt sich um Professor Arnold Schroeder, einen Freund ihres Vaters. Das Besondere an der Situation ist, dass beide vor sieben Jahren bei einer Expedition zum Nahanni River in den Northwestlern Territories zusammen mit zwei Begleitern spurlos verschwanden und wenig später für tot erklärt wurden. Arnold Schroeder sieht jetzt aus wie 70, einen Tag später wie 90 und liegt kurz darauf im Sterben. In zwei kurzen Begegnungen teilt er Del mit, dass auch ihr Vater noch lebt. Er fordert sie dringend auf, ihn zu suchen, bevor “sie” ihn töten. Er rät ihr, ihrem Herzen zu folgen und den Schlüssel zu finden. Sie soll sich bei dem Unternehmen von dem attraktiven Wissenschaftler Jake Kerrigan helfen lassen, mit dem der Vater seinerzeit zusammengearbeitet hatte.

Da Del ihrem Vater sehr nahe stand, stellt sie ein Team zusammen, zu dem unter anderem ihr Ex-Partner Tyrone Jackson, Jake Kerrigan und Peter Cavanaugh, ihr Assistent, gehören. Die Gruppe bricht bald zu ihrer schwierigen und gefährlichen Expedition in die kanadische Wildnis auf. Was sie finden, übersteigt ihr Vorstellungsvermögen und das des Lesers. 

Tardif versucht in ihrem Roman einen ungewöhnlichen Genre- und Themenmix. In der ersten Hälfte ist das Buch eine Abenteuer- und teilweise recht schwülstige Liebesgeschichte (zum Beispiel S. 252-253), in der zweiten ein Science Fiction-Roman, in dem es um Stammzellenforschung und das Streben nach Weltherrschaft geht (“ Wer immer den Schlüssel zum Leben besitzt … hält die Welt in den Händen.” S. 281). Im Zentrum für Erleuchtetes Leben wird ein Serum hergestellt - und jetzt schon an die Reichen und Mächtigen verkauft -, das ewige Jugend verspricht und am Ende der Entwicklung ewiges Leben garantieren soll. Die Autorin entwirft abenteuerliche Theorien, die auch ihrer Protagonistin so schnell keiner glaubt (“ Es war eine verrückte - eine unmögliche Geschichte, belastet von Bildern von Zeitportalen in die Zukunft, mikroskopischen Nanobots und Jungbrunnen-Seren.” S. 345). Der halboffene Schluss lässt vermuten, dass Tardif eine Fortsetzung plant. Mich hat die Geschichte nicht überzeugt. Am besten gelungen sind hier noch die Beschreibungen der einzigartigen Landschaft.