Atmosphärisch und ergreifend

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noiram Avatar

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Der Beginn von "Wilder Honig" ist wirklich ergreifend. Man taucht sofort in Hannahs Trauer nach dem Tod ihres Mannes ein, und die Beschreibungen der Stimmung und ihrer Gefühle sind sehr intensiv. Besonders berührt hat mich die Szene, in der Hannah zu den Bienenstöcken geht, um den Bienen vom Tod ihres Besitzers zu erzählen – das ist so ein schöner und gleichzeitig trauriger Brauch. Die Art, wie Caryl Lewis Hannahs Schmerz und die Leere im Haus beschreibt, ist sehr bildlich. Man spürt die Schwere der Trauer, die über allem liegt.
Die Rückblenden in Hannahs und Johns Vergangenheit und ihre gemeinsame Geschichte, die sich langsam entfaltet, sind auch sehr interessant. Man erfährt, wie ihre Beziehung unter den Umständen – dem Leben im Elternhaus und Johns geringem Gehalt – gelitten hat. Auch die Dynamik zwischen Hannah und ihrer Schwester Sadie wird gut eingeführt. Sadies Anwesenheit bringt eine andere Perspektive herein, und man merkt, dass die Beziehung der Schwestern komplex ist. Der Text ist sehr atmosphärisch, besonders die Beschreibungen des Obstgartens und des Hauses, die fast selbst zu Charakteren werden. Die Sprache ist poetisch und doch nahbar, was das Lesen sehr angenehm macht. Ich bin gespannt, wie sich die Geschichte weiterentwickelt und welche Geheimnisse noch gelüftet werden.