Beeindruckend geschrieben, stellenweise etwas zu langatmig

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caro1893 Avatar

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Dieses Buch ist mal wieder eines, das nachwirken muss. Bei dem ich Zeit brauchte, das Gelesene zu verarbeiten und darüber nachzudenken, wie genau ich das Buch bewerten möchte. Schlussendlich würde ich vermutlich 3,5 Sterne vergeben, wenn halbe Sterne in der Wertung möglich wären. Und das auch nicht, weil ich das Buch nicht gut fand. Sondern eher weil ich es in Relation zu den Büchern sehen möchte, denen ich vier und fünf Sterne gegeben habe und die mich einfach etwas mehr begeistert haben.

"Wilder Honig" erzählt die Geschichte der Schwestern Hannah und Sadie. Als Hannahs Mann John stirbt, treffen die Schwestern wieder aufeinander, weil Sadie in dieser schweren Zeit für sie da sein möchte. Und auch Megan gehört zu dieser Konstellation. Wie genau sie dazu kommt, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Die drei Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein und haben nicht nur einmal Schwierigkeiten sich an die neue Situation anzupassen. Doch nach und nach lernen sie aufeinander zu zu gehen, miteinander zu reden und einander zu verstehen. Alle drei sind verbunden durch ihre Einsamkeit und ihre Erfahrungen, die sie in ihrem Leben gemacht haben. Je weiter die Geschichte voran schreitet, desto offener werden die Frauen und desto mehr Hoffnung zieht in die Geschichte ein.

"Wilder Honig" ist zwar kein besonders dickes Buch - mit weniger als 300 Seiten würde ich es sogar als recht dünn bezeichnen. Trotzdem ist es ein Buch, das mich nachhaltig mitgenommen und zum Nachdenken gebracht. Es ist ein Buch, das ich nur mit relativ hoher Konzentration lesen konnte, denn es birgt viele Dinge, die zwischen den Zeilen liegen. Es ist ein Buch, welches sich nicht einfach nebenbei lesen lässt, sondern die vollständige Aufmerksamkeit des Lesers verdient.

Die drei Frauen sind extrem eindrückliche Persönlichkeiten, die alle ihre eigene Geschichte haben. Über die Zeit der Geschichte lernte ich sie immer besser zu verstehen und baute ein Bindung zu ihnen auf. Immer wieder gab es Szenen, die mich auch emotional sehr berührt haben. Die Zusammenkunft der unterschiedlichen Charaktere, die Weiterentwicklung im Verlauf der Geschichte, ist total interessant zu beobachten.

Eine große Rolle in der Geschichte spielen die Natur, Bienen und Apfelbäume. Ich habe tatsächlich unheimlich viel dazu gelernt, vor allem eben über Bienen. Wie sie leben, wie sie sammeln und wie der Zyklus im Verlauf des Jahres aussieht. Ich fand diese Beschreibungen grundsätzlich sehr interessant, muss aber zugeben, dass sie mir stellenweise etwas zu detailliert waren. Gerade bei den Naturbeschreibungen konnte ich immer wieder feststellen, wie meine Gedanken abgeschweift sind und ich sie wieder einfangen musste. Hier hatte ich am meisten Schwierigkeiten meine Konzentration hochzuhalten, da ich sie leider nicht über die komplette Zeit spannend fand.

"Wilder Honig" ist ein sehr leises Buch mit sehr leisen Tönen. Dies ist durchaus nichts schlechtes, teilweise hätte ich mir aber noch etwas mehr Inhalt gewünscht. An manchen Stellen wirkte es etwas so, als würde die Geschichte auf der Stelle treten. Gerade die Briefe, die John seiner Frau hinterlassen hat, hätten noch mehr mit sich bringen können. Auch wenn vor allem diese Briefe den sehr eloquenten und besonderen Schreibstil der Autorin perfekt widerspiegeln.

Für mich ist glaube ich das größte Manko, dass die Sogwirkung beim Lesen ausblieb. Ich mag es total gerne, wenn ich das Gefühl habe, ständig weiterlesen zu müssen. Wenn ich auch, während ich keine Zeit habe zu lesen, nur an das Buch denken kann und wann ich endlich wieder Zeit zum Lesen habe. Leider hatte ich das Gefühl hier nicht so wirklich.

Die recht kurzen Kapitel haben schon dazu geführt, dass ich recht schnell vorwärts kam, trotzdem habe ich das Buch immer wieder zugunsten eines anderen zur Seite gelegt. Es fällt mir tatsächlich ein bisschen schwer genau zu erklären, warum ich letztendlich 1,5 Sterne abziehe, aber wie oben erwähnt, versuche ich die Bewertung in Relation zu meinen anderen gelesenen Büchern zu setzen und an die reicht es nicht ganz ran.

Ein Buch der leisen Tönen, das mich durchaus berührt und mitgenommen hat auf eine Reise in die Natur und zu den Bienen. Aber auch ein Buch, das für mich etwas mehr Sogwirkung hätte haben können und dessen sehr detaillierte Naturbeschreibungen dazu geführt haben, dass meine Gedanken ab und an abgeschweift sind.