Drei Frauen, drei Vergangenheiten – und ein Neuanfang zwischen Bienen und Erinnerungen

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Mit „Wilder Honig“ ist Caryl Lewis ein leises, aber tief bewegendes Porträt dreier Frauen gelungen. Schauplatz ist ein abgelegener Obstgarten am Rand des walisischen Dorfs Berllan Deg – ein ebenso idyllischer wie melancholischer Ort, an dem Hannah nach dem Tod ihres Mannes John zum ersten Mal in ihrem Leben allein ist.

Was zunächst wie eine stille Trauergeschichte beginnt, entwickelt sich bald zu einer vielschichtigen Erzählung über Verlust, Wahrheit und weibliche Solidarität. Hannah muss erkennen, dass ihr verstorbener Ehemann ein Geheimnis hatte, das ihre Beziehung infrage stellt. Unterstützung findet sie bei ihrer Schwester Sadie, die ebenfalls ein Geheimnis mit sich herumträgt. Und schließlich taucht Megan auf – eine junge Frau, die durch John mit Hannah verbunden ist und ebenfalls mit der Vergangenheit hardert.

Caryl Lewis erzählt mit einer zurückhaltenden, beinahe sachlichen Sprache, die umso mehr Raum für Emotionen lässt. Die leisen Töne, die sie anschlägt, treffen oft umso stärker. Der Roman entfaltet seine Kraft im Stillen – in den kleinen Gesten, den teilweise kryptischen und sehr metaphysischen Briefen, die John hinterlassen hat, und der langsam wachsenden Nähe zwischen den drei Frauen. Trotz der ruhigen Erzählweise konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Es war nicht nur die Spannung um die verborgenen Geheimnisse, sondern vor allem die Tiefe der Figuren, die mich gefesselt hat.

„Wilder Honig“ ist ein sensibler Roman über das, was uns prägt, was wir verlieren – und wie wir, trotz allem, zu uns selbst finden können.