Ein eigener Garten Eden

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bartie Avatar

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In ihrem neuesten Roman „Wilder Honig“ erzählt Caryl Lewis über drei Frauen, die nach schicksalhaften Lebensereignissen einen Neuanfang wagen.
Eine davon ist Hannah, die gerade um ihren verstorbenen Mann trauert. John war ihre große Liebe, mit ihm hat sie viele Jahre in einer glücklichen Ehe verbracht - dachte sie. Aber dann erfährt sie aus den Briefen, die John ihr hinterlassen hat, sein großes Geheimnis. Und ihre Welt gerät ins Wanken.

Sadie, Hannahs Schwester, unterstützt sie in der schweren Zeit. Sie selbst ist vor langer Zeit aus dem Elternhaus ausgezogen und hatte den Kontakt mit der Familie abgebrochen. Auch sie hütet ein Geheimnis, auch sie ist vom ihren bisherigen Leben enttäuscht.

Und dann ist noch Megan, eine junge Frau, die von den Schwestern auf den Hof in Berllan Deg eingeladen wurde. Ihr eigenes Geheimnis verrät Megan erst zum Schluss.

In seinen Briefen an Hannah erzählt John, der Schriftsteller und Imker war, viel über Bienen und ihr Leben, zieht in diesen Erzählungen Parallelen zur Ehe mit Hannah. Mit diesen Metaphern versucht John sein Handeln und seine Gefühle zu erklären.

Dieses Buch hat mich vor allem mit seiner Sprache überzeugt. Die bildhaften Beschreibungen der Natur, des Bienenlebens und des lebenden Gartens haben mir sehr gefallen. Anstrengend jedoch fand ich die detaillierten Schilderungen der einzelnen Arbeitsschritte bei der Gartenpflege oder in der Imkerei. Viel lieber hätte ich mehr über die Vergangenheit von Megan oder Sadie erfahren; darüber fallen nur gelegentlich am Rande kurze Bemerkungen.

„Wilder Honig“ ist eine ruhige Geschichte, die vielen Emotionen weckt und zum Nachdenken anregt. Manches in dem Roman bleibt – genauso wie im wahren Leben - bis zum Schluss unerklärt, offengelassen.

Und manche weisen Botschaften -wie diese von Hannah - sollte man sich merken, und am besten befolgen:

…in letzter Zeit denke ich immer wieder darüber nach, wie es wäre, wenn man seinen eigenen Garten Eden, nach seinen Vorstellungen, erschaffen würde…und all das, was man ererbt hat, vergessen würde.“ (179)

Ein schöner Satz, ein schöner Traum! Eine schöne Lebensaufgabe!
Der Roman „Wilder Honig“ – lehrreich, lesenswert!