Ein von Metaphern dominierter Roman

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mrs.beee Avatar

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„Wilder Honig“ von Caryl Lewis ist ein unaufgeregter, ruhiger Roman in poetischer Sprache mit vielen Naturbeschreibungen.

Zentrale Themen des Romans sind Trauerbewältigung, Vergebung und Neuanfang.

Hannah (70 Jahre alt) verliert nach 50 Ehejahren ihren Mann John aufgrund einer schweren Krankheit. Nach Johns Tod erfährt sie von seinem schwerwiegendem Geheimnis.

In 11 Briefen, die John hinterlassen hat, versucht er seine Gedanken in Worte zu fassen, die ihn zu Lebzeiten sprachlos zurück ließen.
John war zeitlebens leidenschaftlicher Imker und zieht in den Briefen Parallelen zwischen seiner Ehe mit Hannah und dem Leben seiner Bienen. Das Leben der Bienen steht hier als Metapher zur Liebe und Ehe mit Hannah.

Hannah findet nach Johns Tod Trost und Zuflucht in ihrem Obstgarten. Die Umgestaltung und das Arbeiten im Garten tragen dazu bei, dass sie sich ihrer Trauer und Einsamkeit stellt und sie langsam verarbeitet.

Die Briefe sind meiner Meinung nach nicht richtig in die Handlung eingebunden. Sie stehen fragmentarisch neben der Handlung, die kaum Fahrt aufnimmt. Es gibt keine Handlungstiefe. Die Figuren sind alle distanziert, man bekommt keine Nähe zu ihnen, da Caryl Lewis hier mit Emotionen sehr sparsam umgeht. Die Figuren bleiben schemenhaft.
Themen werden manchmal nur kurz angerissen, Gedankengänge nicht zu Ende gedacht. Es gibt Handlungsstränge, die eingeschoben werden, die mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun haben.

Die intensiven und schönen Naturbeschreibungen stehen im Vordergrund. Für meinen Geschmack waren es zu viele, da ich persönlich lieber mehr über die Gedanken und Gefühle der Protagonisten erfahren hätte. Inhaltlich gibt es keine großen Emotionen. Es gibt auch keine dramatische Handlung.

Wer Metaphern und anschauliche Naturbeschreibungen liebt, kommt aber hier auf seine Kosten!