Obstgarten verbindet

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heike lohr Avatar

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Die britische Autorin versteht ihr Handwerk und macht aus einer Tragödie keine griechische, sondern eine britische. Das heißt dezente Eskalationen und Gefühlsausbrüche sowie ein langsames Herantasten aneinander.
Hannah und Sadie sind Schwestern, die nicht sehr viel miteinander reden. Doch ihre Schicksale sind irgendwie vom Schweregrad her gleich schwierig und anstrengend.
Wenn Sadie auch geschieden ist, hat sie Beziehungsprobleme, die gravierender sind. Erst am Ende kommt heraus, dass sie sich nach ihrer Scheidung in einer Frau verliebt hat.
Sadie ist es, die nach dem Tod ihres Schwagers, die Briefe an Hannah und das Testament Johns mit der Erwähnung seiner außerehelichen Tochter entdeckt.
Für Hannah bricht die Welt zusammen, hat sie nach der von den Eltern erzwungenen Abtreibung, um Johns Studium an der Universität nicht zu gefährden und sich selbst nicht in Verruf zu bringen, keine Kinder mehr bekommen können. Dass sie trotzdem ins Gerede kam, lag an der starken Nachblutung, die sie ins Krankenhaus brachte.
Diese Grundrisse sind wichtig, um die Charaktere als komplex und als individuell zu verstehen. Besonders an ihnen ist, dass sie sowohl auf sich als auch auf den nächsten fokussiert sind. Immer der Versuch, alles auszubalancieren und gerecht zu sein.
Meghan steht wirklich auf einmal vor der Tür und schläft dann m Wohnwagen des Garten- und Bienengehilfen. Sie nimmt Anteil an der Garten- und Bienenarbeit. Die drei Frauen erleben sich in unterschiedlichen Konstellationen. Sadie hält zuerst den Frieden und den Kontakt, doch dann überwindet ihre Schwester ihre Abwehr gegen Meghan und ihre Trauer wird erträglicher durch die Pflege des Obstgartens. Das karge und bescheidene Leben machte Hannah stark und irgendwie glücklich, obwohl John das nicht so glauben konnte.
In den Briefen offenbart er sich und ein weiterer Brief von Sadie, den sie gar nicht abgeschickt hat, der jedoch trotzdem seinen Weg zur Empfängerin findet, bringt eine weitere Wendung.
Mir hat der Erzählstil, die authentischen Charaktere und die vielen ndramatischen kleinen Tragödien, die so bravourös gemeistert werden gut gefallen.
Das Titelbild zeigt eine walisische Landschaft mit Hügeln und rosa Blumen im Vordergrund. Es drückt Einsamkeit und Hoffnung aus.
Kurz gesagt, hat mir das Buch mit seinen stillen Zwischentönen, die Lebensmut machen und dem Tod den Schrecken nehmen ausnehmend gut gefallen. Ich kann sagen, wer sich für Menschen und Lebensbewältigung interessiert, wird von diesem Buch begeistert sein.