Von der Kraft und Magie der Natur – eine literarische Liebeserklärung

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buchfan25 Avatar

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„Wilder Honig“ von Caryl Lewis ist kein gewöhnlicher Roman. Er erfordert vom Leser, dass er sich ganz auf die bildhafte Sprache und die Natur einlässt. Angelegt ist der Aufbau des Romans im Gleichklang mit den Jahreszeiten. Nach dem stürmischen Herbst folgt der stille Winter, der abgelöst wird vom aufkeimenden Frühling und im strahlenden Sommer endet. Parallel hierzu entwickeln sich die Figuren und ihre Beziehungen zueinander. Gefeilte Dialoge erwartet man vergebens. Es sind die leisen Zwischentöne, die Ruhe, das In-sich-gehen, die Magie der Natur und deren Besonderheiten, die den Roman prägen. Einzigartig ist darüber hinaus sicher, dass der Leser viel über Bienen und Obstbäume lernt. Dienen die einen zur Rückschau und dem Blick auf das Vergangene, das versucht wird zu erklären, so werden die anderen ein Symbol für die Befreiung und die Zukunft. Insgesamt lebt der Roman von Metaphern, die vielmals erst bei genauerer Betrachtung zum Vorschein kommen und ihre Wirkung im Verlauf des Romans entfalten.

Das Cover des Buches ist schlicht gehalten und passt genau zum Titel wie auch dem Inhalt des Romans. Unaufgeregt aber eindrücklich, lässt es dem Leser Raum für eigene Gedanken und Interpretationen. Das Meiste bleibt in der Andeutung und wird nicht auserzählt, was sich nicht nur im Ende des Romans widerspiegelt. Einige Erzählstränge werden zu einem Abschluss geführt, der jedoch genügend Raum für weitere Entwicklungen bietet.

Eine stille und eindrückliche Liebeserklärung an die Natur. An ihre Kraft und Magie, den Zauber der ihr innewohnt. Und die allumfassende Verbindung, die sie in sich trägt, auf die sich nicht nur die Figuren, sondern auch der Leser einlassen und begründen darf.

Würdigend hervorheben möchte ich die Arbeit der Übersetzerin Monika Köpfer. Ein solches Werk in eine andere Sprache zu übertragen erfordert viel Feingefühl.

Am Anfang des Buches steht ein altes walisisches Sprichwort, das besagt, dass in einem Apfelkern ein unsichtbarer Obstgarten steckt. Übertragen möchte ich sagen, dass in diesem Roman ein literarischer Schatz steckt. Sich auf diesen einzulassen und ihn zu entdecken lohnt sich!