Zwischen Schweigen und Sehnsucht

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lily2311 Avatar

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Dies ist ein leises Buch, das nicht viel Lärm um sich macht – aber genau das mochte ich daran. Die Geschichte ist ruhig, manchmal fast langsam, aber auf eine Weise, die einen innehalten lässt. Caryl Lewis schreibt über Einsamkeit, Verlust, Erinnerungen und darüber, wie man langsam wieder ins Leben zurückfindet.

Die Hauptfigur wirkt im ersten Moment verschlossen, beinahe unsichtbar – doch genau das macht sie so spannend. Nach und nach öffnen sich kleine Fenster in ihre Gedankenwelt, und je mehr man über sie erfährt, desto mehr wächst sie einem ans Herz. Ich mochte diesen zurückhaltenden, fast scheuen Erzählton sehr. Es braucht keine großen Dramen, um berührt zu werden.

Was mir besonders gefallen hat, war die Verbindung zur Natur, zum Landleben, zu den Bienen – all das ist fein eingewoben und gibt dem Buch eine besondere, beinahe meditative Stimmung. Man spürt die Sehnsucht nach etwas Echtem, etwas Bleibendem – nach einem Zuhause, auch wenn man es vielleicht nicht benennen kann.

An ein, zwei Stellen hätte ich mir ein bisschen mehr Tempo gewünscht, aber rückblickend passt die Ruhe zur Geschichte. Wilder Honig ist kein Buch, das man schnell wegliest – es ist eher eines, das nachklingt. Still, feinfühlig und genau richtig für alle, die zwischen den Zeilen lesen möchten.