Dritter Fall für Gesine Cordes

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anke78 Avatar

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Auch wenn „Wildeule“ nach „Kaninchenherz“ und „Fuchskind“ bereits der dritte Fall für die Friedhofsgärtnerin und Ex-Kommissarin Gesine Cordes ist, war es für mich jetzt der Einstieg in die Reihe. Und obwohl ich die ersten beiden Fälle nicht gelesen habe, hatte ich nicht das Gefühl, dass mir für das Verständnis allzu wichtige Hintergrundinformationen über Gesine und ihr Umfeld fehlten. Meistens ergab sich das aus der Situation.

In „Wildeule“ geht es um einen geheimnisvollen Mordfall im Bestatterwesen. Denn auf der Beerdigung einer alten Dame fällt Gesine Cordes auf, dass der Sarg nicht richtig verschlossen ist. Statt der erwarteten Madeleine Jablin befindet sich jedoch die Leiche des Bestatters Carsten Schellhorn im Sarg. Er wurde ermordet und schnell gerät Gesines bester Freund Hannes in Tatverdacht. Er ist ebenfalls Bestatter und Schellhorn war sein größter Konkurrent. Gesine glaubt an seine Unschuld und beginnt undervover auf dem Friedhof zu ermitteln. Dabei findet sie einiges über die teilweise sehr fragwürdigen Praktiken im Bestattergewerbe heraus und auch ihr Vertrauen in Hannes wird dabei das ein und andere Mal erschüttert. Als dann auch noch die Hospitantin aus der Mordkommission spurlos verschwindet, gehen Gesine und Kommissarin Marina Olbert gemeinsam auf die Suche nach dem Täter. Und dann bleibt ja auch immer noch die Frage, was mit dem Leichnam von Frau Jablin geschehen ist.

Es ist jetzt kein blutrünstiger Thriller, der einen mit seiner Action umwirft, aber das soll es ja auch nicht sein. Annette Wieners liefert mit „Wildeule“ vielmehr einen sehr soliden Krimi, der mit tiefgründiger Handlung überzeugt. Gesine Vordes als Ex-Kommissarin, die jetzt als Friedhofsgärtnerin arbeitet, ist mal eine andere Art von Ermittlerin. Neben dem zu klärenden Mordfall gibt es noch viele Nebenschauplätze im Umfeld von Gesine Cordes. Nach einem Kuss macht sich Gesine Gedanken über ihre Gefühle für Hannes und ob sie ihm Vertrauen kann. Dann macht sich auch noch der Landwirt, auf dessem alten Hof Gesine in ihrem Wohnwagen lebt, sich Gedanken, wie es nach seinem Tod wohl weitergehen wird. Gesine hingegen macht sich Sorgen um ihre beiden kleinen Nichten. Und auch die Zusammenarbeit mit der Ermittlerin Marina Olbert gestaltet sich schwierig und ist von viel Misstrauen geprägt. Es sind also sehr viele zwischenmenschliche Beziehungen vertreten.

Den Täter habe ich bereits einige Seiten vor dem Ende vermutet und war daher nicht ganz so überrascht von der Auflösung, fand sie aber trotzdem gut erzählt. Ich werde sicher auch noch die anderen beiden Fälle von Gesine Cordes lesen und vielleicht kommt ja noch ein vierter hinzu.

Ein guter Krimi mit einer unkonventionellen Ermittlerin, für die es ein emotionaler Fall ist. Ich habe mich von „Wildeule“ sehr gut unterhalten gefühlt und vergebe daher vier von fünf Sternen.