Gesine, du nervst!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
laberlili Avatar

Von

Ich war dereinst mit dem zweiten Gesine-Cordes-Krimi „Fuchskind“ in diese Serie eingestiegen und habe sehr gerne zugegriffen, als sich mir nun die Möglichkeit eröffnete, vom dritten Band „Wildeule“ ebenfalls ein Rezensionsexemplar zu erhalten – und nach absolvierter Lektüre eröffnet sich mir da ein kleines „Problem“. Denn „Fuchskind“ hatte ich bereits sehr angetan mit fünf Sternen versehen und vom Kriminalfall her fand ich „Wildeule“ nun sogar etwas besser; der war in diesem Fall sehr down to earth und ein wenig mehr gen whodunnit ausgerichtet. In der Hinsicht würde ich „Wildeule“ jetzt sogar einen Stern mehr als „Fuchskind“ zugestehen; in diesem Band war nun auch die Vergangenheit der Gesine Cordes nicht so überpräsent, sondern sie definitiv mehr in der Gegenwart befindlich. Obschon mir „Wildeule“ eigentlich einen Tick mehr zusagte als „Fuchskind“, werde ich für den dritten Band jedoch nicht mehr als vier Sterne vergeben – denn empfand ich Gesine Cordes mit ihren Ecken und Kanten zuletzt noch überaus authentisch und original bis originell, nervte mich ihre Art dieses Mal doch sehr; da war mir die Darstellung der Hauptfigur in diesem Fall irgendwie zu überzogen und nahm mir dadurch auch ein wenig Freude am eben sehr bodenständigen Kriminalfall.
Erschien sie mir in „Fuchskind“ eher ehemalige Polizistin und immer noch sehr neugierige und forsche Friedhofsgärtnerin zu sein, war sie für mich in „Wildeule“ viel zu sehr verhinderte und entsprechend uneinsichtige Ex-Kripobeamtin. Ja, auch dieser Fall schien im persönlichen Umfeld von Gesine Cordes zu kreisen; ihr engster Vertrauter Hannes zählt zumindest schnell zu den dringend Tatverdächtigen und natürlich ist es verständlich, dass sich die Ex-Kommissarin da für ihren Freund einsetzt, aber: Ich fand es mitunter erschreckend, wie sehr die jetzige Ermittlungschefin sie da gewähren ließ und sogar mit ihr mauschelte. Stellenweise äußerte Gesine Cordes gar schmollende Beschwerden, dass sie nicht einbezogen wurde und ich erwartete einfach, dass man ihr nun einmal klar Grenzen aufzeigen würde und ihr mal ganz klipp und klar mitteilen würde, dass sie eben NICHT mehr bei der Kripo arbeiten würde und man ihr da keine Rechenschaft mehr schuldig sei. Selbst mich als Leserin hat sie da genervt und ich habe mir einfach nicht vorstellen können, dass die Ermittler sich nicht von ihrem ständigen Auftauchen, Nachhaken, Dazwischenfunken gestört gefühlt haben sollten. Generell schrie Gesine Cordes für mich hier eigentlich nur nach ihrem alten Job; hätte sie sich etwas mehr zurückgenommen und wäre den Polizisten nicht immer nur mit relativ fordernden Erwartungen entgegengetreten, würde ich „Wildeule“ nun auch eben mindestens so hoch wie „Fuchskind“ eingestuft haben, aber ich fand die Hauptfigur in dieser Geschichte halt so extrem ärgerlich – als klassischer Krimi kann ich die erzählte Geschichte aber dennoch empfehlen und mein Ärger über die Über-/Eingriffigkeit der Protagonistin ist hier definitiv mein einziger Kritikpunkt.